Blick zurück auf die wilden Zeiten der Kunstakademie
Im KIT kehren die 1980er und 1990er Jahre zurück — mit so verrückten Aktionen und politischen Filmen.
Düsseldorf. Im November 2000 organisierte Alexej Koschkarow eine „Tortenschlacht“ mit 300 Hochzeitstorten im Festsaal des Malkastens. Studenten in Abendgarderobe tänzelten zur süßlich kitschigen Musik wie beim Boxkampf durch den Raum. Doch dann flog die erste Torte und klatschte wie ein Kuhfladen aufs Parkett, das damals noch mit keinem kostbaren Künstlerteppich belegt war. Die Boys und Girls, allesamt aus der Schwegler-Klasse, sprangen auf die Tische, rutschten auf dem Boden, benahmen sich wie tobende Kinder. Filmische Episoden vom Spektakel verleihen der Ausstellung „Akademie“ im KIT eine gewisse Lebendigkeit.
KIT-Chefin Gertrud Peters will im Verbund mit Elmar Hermann, Ex-Mitarbeiter von Rita McBride, wissen, wo die Kunstakademie als Ausbildungsplatz heute steht. Dabei kommt wenig mehr als der allbekannte Satz heraus, dass es sich um eine „Gemeinschaft von Künstlern mit unterschiedlichem Erfahrungshintergrund“ handelt. Daraus eine Ausstellung zu machen, ist keine leichte Aufgabe.
Jedenfalls fällt auf, dass die wilden 1980er und 1990er Jahre einem Akademismus gewichen sind. Höhepunkte der Schau sind daher Filme der „Anarchistischen Gummizelle“. Sie bestand seit 1981 für ein paar Jahre, im Zeitalter vor der Videokunst. Ulrich Sappok, Stefan Ettlinger, Otto Müller, Heinz Hausmann und der inzwischen verstorbene Bertram Jesdinsky, allesamt aus der Hüppi-Klasse, drehten Super-8-Filme, das Material des Amateurfilms. Entstanden sind hinreißende, kleine Szenen, unterlegt etwa mit Musik von Mauricio Kagel oder der Rockband Fehlfarben.
„Hollywood in Hochfeld“ etwa spielt in einem heruntergekommenen Stadtteil von Duisburg, mit Bretterbuden und Kaschemmen. Ein ideales Setting als Kontrast zu Hollywood. Ein Mann geht zu einem Holzverhau, öffnet die Tür, holt sein Auto heraus und fährt mit der vor dem Tor wartenden Frau davon. Ein Nichts an Handlung also, aber mit der Komik eines frühen Stummfilms. Ulrich Sappok, heute Mediziner, hielt die Kamera auf die Szene und ließ das Auto im Nichts verschwinden.
Fast vergessen ist die Zeit, als Herbert Koller und Katharina Fritsch im Vorstand des Malkastens saßen und die Avantgarde zeigten, von Cindy Sherman bis Axel Hütte und Petra Wunderlich. Auch Koschkarows „Tortenschlacht“ fiel in diese Ehrenamtszeit. Hier wirkt die Schau allerdings recht archivalisch.