Bastian Pastewka: „Ich tu so, als würde ich es mögen“

Lesung: Bastian Pastewka und Autor Michael Gantenberg lesen aus „Neuerscheinung“ und gestalten einen ulkigen Abend im Savoy.

Düsseldorf. Gleich zu Beginn will Bastian Pastewka etwas loswerden: "Neben mir, das ist Michael Gantenberg, der hat das Buch geschrieben, ich tu nur so, als würde ich es mögen...äh, nein, gut lesen können." Damit hat der Komiker seine ersten Lacher - und hat schon deutlich gemacht, dass, wer ihn als Begleiter einlädt, zwangsläufig selbst zum Nebendarsteller wird.

Pastewka kann lesen, sehr gut sogar. Mehr noch, er spielt den Text, mit großen Gesten und seiner präzisen Komik und Mimik. Und er kann einfach nicht beim Buch bleiben. Zum Glück, denn das sind die ulkigsten Momente der Lesung. Wenn sich Pastewka verhaspelt und auf ein "Lese-Exemplar mit Druckfehlern" verweist. Oder wenn er, nach einem seiner zahlreichen Kalauer, zu Gantenberg sagt: "Du merkst, ich bin schweinegut drauf. Ich hau’ einen nach dem anderen ’raus."

Und so lesen, spielen und ulken sich Bastian Pastewka und Michael Gantenberg durch das Buch "Neuerscheinung", die Geschichte eines Fortsetzungsromanes in einer westfälischen Lokalzeitung. Zum Zweck der Auflagen-Steigerung geht es um die Zwillings-Schwester Jesu, Hannah. Klar, dass dieses Thema großes Potenzial hat, vor allem für Aufregung. Die soll auch für Düsseldorf genutzt werden, ergibt doch eine Zuschauerbefragung von Pastewka, "dass im Publikum nur verheiratete Katholiken sitzen, die dein Buch nicht kennen. Toll, Michael."

Autor Michael Gantenberg erzählt die Geschichte souverän und hat mit dem "Roman im Roman" ein kreatives Mittel gefunden. Die Geschichte leidet nur manchmal an allzu abgegriffenen Klischees, etwa über die Ehe, die nach einigen Monaten ins Triste kippt, oder nervige Besuche bei Freunden. Klischees sind allerdings beim Mit-Autoren und Entwickler der TV-Serie "Alles Atze" auch nicht all zu überraschend.

Bastian Pastewka, der auch das Hörbuch von "Neuerscheinung" gesprochen hat, geht mit all zu flachen Stellen ganz wunderbar um - wenn er den hübschen, zu Hannahs Enttäuschung schwulen Kellner Angelo mimt, macht er das so überzogen (und erinnert bewusst an seinen Brisko Schneider aus der "Wochenshow"), dass sich nicht einmal die Lesenden auf dem Podium beherrschen können.

Als etwas später der Eindruck entsteht, das Publikum sei nicht mehr so ganz bei der Sache, nutzt Pastewka die Chance, dass ein Zuhörer rausgeht. Und wartet einfach, bis dieser zurückkommt, während er improvisiert und zusammen mit Michael Gantenberg viel Freude hat und macht.

Dass es Gantenberg nicht immer gefallen hat, Nebendarsteller zu sein, war ihm anzumerken. Aber Pastewka ist nicht nur ein hervorragender Komiker, sondern auch ein Zugpferd, das nicht gut im Zaum oder in der zweiten Reihe zu halten ist. Ohne ihn wären wohl weniger Besucher gekommen. Und der Abend wäre auch nur halb so lustig gewesen.

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