Autorin Gina Mayer: Romanstoff findet sie vor der Haustür

Die in Düsseldorf lebende Autorin Gina Mayer hat in ihrer Umgebung auch als Schriftstellerin Wurzeln geschlagen.

Düsseldorf. Dass man als Schriftsteller keine Geschichten erfinden, sondern die Wahrheit schreiben soll, wissen wir spätestens seit Thomas Mann, dessen Romane vor tatsächlichen Begebenheiten nur so wimmeln.

Die seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Düsseldorf lebende Autorin Gina Mayer fand den Stoff zu ihrem Debütroman „Die Protestantin“ (2006) buchstäblich vor der eigenen Haustür in Wittlaer.

Friederike Fliedner, nach der Gina Mayers Wohnstraße benannt ist, habe ihre schriftstellerische Neugier geweckt, sagt die Autorin im WZ-Gespräch.

Düsseldorfer Autoren

Der Roman handelt eigentlich mehr von Friederikes berühmterem Ehemann, dem evangelischen Pfarrer Theodor Fliedner (1800-1864), der im benachbarten Kaiserswerth dem Bildungsnotstand entgegenwirkte und vor allem mit Gründung der Diakonie die lokale Gesundheitsversorgung maßgeblich verbesserte.

„Ich habe mich dabei aber auch kritisch mit Theodor Fliedner auseinandergesetzt“, sagt Mayer. Denn der Pfarrer habe zwar viel für die sozial Schwachen getan, das revolutionäre Rütteln an den politischen Realitäten als Ursache für die Armut jedoch stets verdammt.

Mayer, die aus Schwaben stammt, in Düsseldorf an der FH Grafikdesign studierte, in der Werbung arbeitete und übers Texten zur Belletristik fand, blickt heute auf einen ganzen Stapel von Romanen, die sie verfasst hat. Fast immer habe sie die Stoffe für die Geschichten in und um Düsseldorf gefunden.

„Im Moment schreibe ich über eine Unternehmerfamilie aus Ratingen rund um die Spinnerei Cromford.“ Der Roman, der in dieser Woche fertig werden soll, spielt im 19. Jahrhundert, beginnend 1812 und endend zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es geht um alle Generationen einer Familie, Eltern, Großeltern, Enkel, eine Umsiedlung nach Paris und die Rückkehr nach Deutschland. Das alles ist verwoben mit der Geschichte zweier Kinder.

Gina Mayer wirkt sehr entspannt, kocht einen guten Tee und spricht auch gerne mal über das Leben in Düsseldorf. Sie singe im Chor, früher einmal in Kaiserswerth, heute in der Neanderkirche an der Bolkerstraße. Auf dem Schreibtisch ihres freundlichen Arbeitszimmers im obersten Stockwerk des Einfamilienhauses liegen die Noten einer Haydn-Messe.

Im Wohnzimmer steht auch ein schwarzes Klavier, an der Wand lehnt eine E-Gitarre. „Die gehört meinem Mann“, sagt Mayer. Das Paar lernte sich in Düsseldorf kennen. Ihr Mann arbeite noch in der Werbebranche, aus der sie selbst irgendwann zugunsten der Schriftstellerei heraus wollte.

Dass Kinder, die heute im fortgeschrittenen Teenageralter sind, in dem Haus aufwuchsen, ist zu sehen. An einem der Wohnzimmerfenster hängt eine Bastelarbeit aus buntem Plastikkrimskrams. Selbst die Schirmchen des Deckenleuchters dienen dem Recycling-Effekt: sie bestehen aus kleinen Fruchtzwerge-Bechern, was erst auffällt, wenn man davor steht.

Gina Mayer hat sich den kindlichen Blick bewahrt, der sie prädestiniert für Jugendbücher. „Ohne das Schreiben von Literatur für Kinder und Jugendliche ist es schwer, von der Schriftstellerei leben zu können“, sagt sie. Erwachsenenbücher seinen ein höheres ökonomisches Risiko.

Mit Gina Meyer endet die Serie „Düsseldorfer Autoren“.

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