Ausstellung: Virtueller Adler ist gelandet

Das NRW-Forum zeigt unter dem Titel „Strange Trajectories“ Installationen des Amerikaners Gary Hill.

<strong>Düsseldorf. Der virtuelle Adler des Gary Hill ist ins NRW-Forum eingekehrt. Er gehört zu einer Installation des 56-jährigen Amerikaners, die schon die Kripo interessierte. Denn das Video-Tier sollte mit majestätischem Flügelschlag die Diebe beeindrucken und sie von einem schweren Goldbarren in einer Ölwanne fernhalten. Die Diebe ließen sich bei der Präsentation in Paris von der Animation nicht beeindrucken, sie stahlen das Gold. Von den Dieben fehlt jede Spur, die Versicherung musste das Gold ersetzen. Nun wird die kostbare Kunst im Ehrenhof besonders bewacht.

"Alles, was sichtbar ist, ist eine Kopie dessen, was verborgen ist"

"Frustrum" nennt sich die Arbeit, zu Deutsch "Täuschung". Der Adler ist nichts anderes als ein bewegtes Computerbild, wobei sich der Vogel immer wieder in einem gleichfalls virtuellen Hochspannungsmast verfängt. Trotz seiner immensen Schläge kommt er nicht vom Fleck. Aber immerhin hat es den Anschein, als ob seine Bewegung das pechschwarze Mineralöl in der Wanne bewegt, denn unter der Oberfläche liegen Generatoren. Mit jedem virtuellen Lufthauch entstehen feine Wellen; außerdem gibt es ein Knacken und Rauschen, als ob die Spitzen der Flügel ihr eigenes Abbild auf dem Öl berühren. Diese Geräusche und Projektionen an der Grenzlinie von Bild und Materie lassen die Spiegelung des Bildes verschwimmen. Was wir auch immer sehen und hören, es ist nichts als Täuschung. Dazu liefert Gary Hill eine Sentenz, die auf dem Goldbarren eingraviert ist und mit Hilfe eines Übertragungsgeräts auf einem Monitor in einem anderen Raum erscheint. Da steht zu lesen: "Alles, was sichtbar ist, ist eine Kopie dessen, was verborgen ist."

In einem anderen Raum stehen fünf Teleskope auf Kegelformen, zugleich gibt es im Abstand davon fünf schlanke Säulen mit fünf Goldmünzen, die sich drehen. Die Teleskope zoomen jeweils den gegenüber liegenden goldenen Punkt heran, die Bilder scheinen durch die Räume zu schwirren und die Entfernungen zu überbrücken. Ein Reflex auf die "vermittelte Wahrnehmung".

Ausstellung: Die Schau wird am Freitag um 18Uhr eröffnet; sie dauert bis 28. Oktober. Sie wurde organisiert vomImai, dem Inter Media Art Institut - einer gemeinnützige Stiftung mitSitz im Ehrenhof.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 20 Uhr, freitags bis 24 Uhr. Infos: Tel. 0211/ 89 266 90.

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