Ausstellung: Stipendiaten der Sonderklasse

Die Studentinnen Julia Rothmund und Angelika J.Trojnarski zeigen ihre grandiose Malerei im Kulturbahnhof Eller.

Düsseldorf. Julia Rothmund und Angelika J.Trojnarski, die Stipendiaten des Kulturbahnhofs Eller, durften in den Sommerferien im Ausstellungstrakt des denkmalgeschützen Bahnhofs schalten und walten.

Jede der Studentinnen aus der Brandl-Klasse der Kunstakademie konnte über einen freien Raum verfügen und sich an großen Formaten versuchen. Nun präsentieren sie das, was noch kaum getrocknet ist: eine grandiose Malerei.

Julia Rothmund, Tochter eines bekannten Malers aus Süddeutschland, widmet sich der Architektur. Ihr Motiv ist der Raum, in dem sie ausstellt. Jeder Besucher kann daher ihre Bilder kontrollieren. Sie liebt das Licht, das in den Nachmittagsstunden durch die großen Scheiben und die Oberlichter fällt und das die Atmosphäre verändert.

Sie erzählt über ihre Vorgehensweise: "Ich habe Fotos gemacht, um den Raum zu erfassen. Morgens konnte ich meistens nur im Kunstlicht arbeiten, weil es zumindest in den ersten Wochen ständig geregnet hat.

Wenn nachmittags die Sonne kam, musste ich nur meinen Kopf drehen und konnte die Sonnenstrahlen genießen, die durch die Fenster fielen und den Raum verwandelten.

Manchmal habe ich eine halbe Stunde lang das Licht beobachtet und war fasziniert. Jetzt meine ich, auf meinen Bildern kommt mir wirklich dieses Licht entgegen. Das ist für mich das Großartigste, das Licht."

Ölfarbe trocknet langsam, ihre Bilder sind daher noch nicht fertig. Nach 19 Uhr, wenn der Kulturbahnhof geschlossen ist, will sie wiederkommen und die nächsten Schichten auftragen. Vielleicht ein leichtes Magenta über einem dunklen Grün oder einen leichten Violettstich. Sie sucht nach Farben, die Volumen haben.

Ihre Kommilitonin Angelika J. Trojnarski ist durch ihre Düsseldorfer Galerie Klinkhammer bekannt. Sie sucht nach dem, was sie als "verlassene Orte" bezeichnet. Das können labile Baukonstruktionen oder ein verrostetes Schiff sein. Diesmal widmet sie sich verlassenen Vergnügungsorten in Berlin und Tschernobyl.

Der Berliner Besitzer des "Spree-Parks" war in Drogengeschäfte verwickelt, der Park steht seit acht Jahren still. Die Geräte, die für das Amüsement bestimmt waren, wirken längst wie traurige Ruinen, über die die Zeit hinweggegangen ist. Auch der Park von Tschernobyl war anfangs noch jungfräulich, bevor die Katastrophe geschah.

Diese eigenartigen, stets tragischen Geschichten der Orte und ihrer Menschen kommen in Trojnarskis sehr doppeldeutigen Bildern zum Ausdruck. Die Stätten des Verfalls sind durch ihre schmuddeligen und doch auch schönen, nostalgischen Farben aufgeladen.

Beide Malerinnen haben wahrscheinlich eine große Zukunft vor sich. Rothmunds Bilder werden in der Galerie Löhrl stets alle verkauft. Und Trojnarski ist gerade auf dem Sprung, um in Los Angeles eine Einzelausstellung zu bestreiten.

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