Ausstellung im Museum Kunst Palast: Klimakiste und Bodyguards für einen Rubens

Mit fünf Tagen Verspätung trifft das letze Bild zur Ausstellung „Himmlisch, Herrlich, Höfisch“ ein.

Düsseldorf. Der Akkuschrauber kreischt, wieder und wieder. Erst eine, dann zwei, schließlich 15 lange Kreuzschrauben drehen die Ausstellungstechniker Eberhard Schollmeier und Roland Mönninghoff aus der 120 mal 95 Zentimeter großen Holzkiste. Schließlich lösen sie die vordere Holzplatte langsam ab.

Die Presse-Fotografen drängen sich dicht an dicht, die Kiste wird geöffnet und zum Vorschein kommt - noch eine Holzplatte. So ein Rubens-Kunstwerk will schließlich gut verpackt transportiert sein.

Als die zweite Holzplatte abgenommen wird, ist der Moment da: "Die Himmelfahrt und Krönung Mariae" aus dem Jahr 1611 von Peter Paul Rubens ist mit fünf Tagen Verspätung aus Sankt Petersburg im Museum Kunst Palast angekommen. Dort hängt sie noch bis zum 11. Januar in der Ausstellung "Himmlisch, Herrlich, Höfisch", die zum 350. Geburtstag Jan Wellems ausgerichtet wird.

Die Verzögerung ist laut Museumsangaben bei der komplexen Transportplanung entstanden, weil das Werk eine wahre Hochsicherheitsfahrt hinter sich hat: Der russische Kurator Alexej Larionov hat die Leihgabe auf Schritt und Tritt bei der Reise von der staatlichen Eremitage Sankt Petersburg nach Düsseldorf beobachtet.

Begleitet von einem eigens angeheuerten Sicherheitsdienst sorgte er dafür, dass das kostbare Stück nun unversehrt angekommen ist. Der Transport erfolgte zudem in einer speziellen Klimakiste, die das Museumsklima aus Sankt Petersburg während der Fahrt konservierte. In Düsseldorf musste sich das Bild dann zunächst 24 Stunden lang akklimatisieren, bevor es ausgepackt wurde.

"Bei der hier praktizierten russischen Transportweise wurde das Bild vom Rahmen getrennt, in eine Polsterung aus Pergamin und Schaumstoff gehüllt und erst dann für den Transport zurück in den Rahmen gesteckt", erklärt Bettina Baumgärtel, die Kuratorin der Ausstellung.

Ob dieser Aufwand Früchte getragen hat, prüft Inken Holubec vom Restaurierungszentrum der Stadt. Mit Lupe und Leuchtstrahler sucht sie das Werk Millimeter für Millimeter ab, notiert alle Schäden an Rahmen, Fassung und Ölzustand in einem Eingangs-Protokoll. Nach 40 Minuten gibt sie Entwarnung - das Werk hat auf der Fahrt nicht gelitten.

Ist all’ das zu viel Aufwand für ein 106 mal 78 Zentimeter großes Bild, das zudem nur ein Modello, also eine Skizze für Rubens’ monumentales Himmelfahrt-Werk aus dem Jahr 1616 ist? Letzteres hängt schließlich schon seit 1712 in Düsseldorf.

"Aus dem heutigen Blick ist dieses Modello natürlich ein eigenes Kunstwerk", erklärt Marina Schuster. "Es ist mehrere Millionen Euro wert" ist die präziseste Angabe, zu der sich die Museumssprecherin hinreißen lässt. Nur keine Begehrlichkeiten wecken, lautet die Politik des Hauses.

Die Ankunft des Rubens ist auch für Schuster etwas Besonderes, vergleichbar in diesem Jahr nur mit dem Eintreffen eines Rembrandts, der am 25. Oktober kommen soll.

Um genau 11.02 Uhr, 62 Minuten nachdem die erste Schraube aus der Klimakiste gelöst wurde, hängt "Die Himmelfahrt und Krönung Mariae" im Rubens-Saal - in Sichtweite des großen Bruders, der wandhohen "Himmelfahrt Mariae" von 1616.

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