Interview Arabella und Mandryka — nicht nur auf der Bühne ein Paar

Düsseldorf · Das Sänger-Ehepaar Michael Volle und Gabriela Scherer sind gemeinsam bei der Wiederaufnahme von Strauss’ „Arabella“ an der Rheinoper zu erleben.

Das Sänger-Paar Michael Scherer und Gabriela Scherer werden bei der Wiederaufnahme von Strauss „Arabella“ auch auf der Bühne ein Paar verkörpern.  Foto:

Das Sänger-Paar Michael Scherer und Gabriela Scherer werden bei der Wiederaufnahme von Strauss „Arabella“ auch auf der Bühne ein Paar verkörpern. Foto:

Foto: Laki

Er ist gefeierter Bariton, verkörpert an den prominentesten Häusern der Welt die großen Rollen seines Fachs. Ob nun Wotan, Falstaff, Nabucco, Scarpia oder auch Mandryka, wie nun bei der Wiederaufnahme der Strauss-Oper in Düsseldorf. Sie war früher Mezzo und hatte sich zeitweilig von der Bühne verabschiedet. Wechselte ins hohe Sopran-Fach und gewinnt wieder Präsenz als Opernsängerin, wird in dieser Saison die Arabella verkörpern. Doch verbindet die beiden nicht nur die turbulente Liebe auf der Opernbühne. Michael Volle und Gabriela Scherer sind ein Paar, verheiratet, haben Kinder. Dass sie nun als Ehepaar ein Paar in der Oper von Strauss darstellen und mit gesanglicher Kunst beleben, ist schon ein ungewöhnlicher Umstand. Grund genug, für ein Doppelinterview.

Wie fühlt es sich an, wenn in einem Haushalt zwei Sänger zusammenleben?

Gabriela Scherer: Es birgt alle Arten von Emotionen in sich. Von manchmal schwierig bis hin zu beflügelnd. Aber grundsätzlich ist es schon so, glaube ich, dass man ein Verständnis füreinander hat. Und das ist in vielen praktischen Dingen sehr wichtig. Es ist doch ein ganz anderes Leben, was man als Sänger führt. Wir können über unsere Arbeit miteinander reden uns beraten. Man versteht sich. Ich weiß nicht, ob ich eine Ehe führen könnte mit jemandem, der Jurist ist, beispielsweise.

Michael Volle: Jeder Beruf hat seine Anforderungen, seine Belastungen. Da muss man sich schon gut auskennen, um das als Partner mittragen zu können. Natürlich, wenn zwei Sänger da sind und das nicht an einem Ort fokussiert ist – wir haben zwei Kinder –, ist das eine Organisationsfrage. Wir haben seit viereinhalb Jahren eine Vollzeit-Nanny, die nicht bei uns wohnt, aber für uns da ist. Ohne das würde es gar nicht gehen, weder organisatorisch, noch mental. Und doch ist dies ein wirkliches Glück und so wunderbar intensiv, sich auf dem gemeinsamen sängerischen Weg zu begleiten.

Scherer: Das Organisatorische ist das einzige, was etwas kompliziert wird, wenn ich wieder mehr arbeite. Ich war eine lange Zeit zu Hause. Das wird schon eine Herausforderung.

Und jetzt singen Sie beide zusammen in einer Produktion, der Arabella von Richard Strauss am Düsseldorfer Opernhaus. Wie kam es dazu?

Scherer: Es ist ganz wunderbar, zusammen hier zu singen. Das Ganze hat auch einen etwas bitteren Beigeschmack für mich, denn mein Mann ist 30 Jahre in diesem Beruf, ich jedoch nicht. Ich habe als Mezzo, mit einer recht schönen Karriere als junge Frau angefangen und ihn dann kennen gelernt. Dann wurde immer sehr schnell gesagt: ‚Das ist die Frau vom Volle‘. Man hat nicht mehr beachtet, was ich auch schon von alleine geschafft hatte. Das ist mir an ein paar Häusern so gegangen. Wir hatten schon lange den Wunsch, zusammen Arabella zu machen. Diesen Traum wollten wir uns erfüllen. Und wie schön, dass es jetzt hier in Düsseldorf möglich wurde.

Wie kam es zu diesem Traum, gemeinsam Arabella zu singen?

Scherer: Für den Stoff von Arabella hätten wir eine ganz passende Vorlage sein können. Mein Mann ist Mandryka; wenn sie bei uns eine Kamera aufstellen würden, könnten sie jeden Tag Arabella miterleben. Es ist exakt unsere Geschichte.

Volle: Naja, nicht jeden Tag. Männer neigen – und ich auch anscheinend – dazu, erst zu reagieren und dann nachzudenken. Wenn es anders wäre, wäre die Oper eine Stunde kürzer und es wäre vieles in dem Stoff nicht vorhanden. Ich habe die Oper schon viele Male gesungen und war schon immer fasziniert. Ich habe es erst bei der ersten Probe mit meiner Frau zusammen angefangen zu realisieren, wie sich das anfühlt, diese Produktion gemeinsam mitgestalten zu können. Da zählen für mich das Gefühl und die Musik an erster Stelle. Da treffen zwei Menschen aufeinander, wo – sprichwörtlich – der Blitz einschlägt. Auch unabhängig von der Schwerpunktsetzung der aktuellen Produktion.

Lassen Sie uns noch ein bisschen über die Musik sprechen. Gibt es etwas, was Sie an Arabella besonders schätzen? Oder auch Dinge, die herausfordern sind, die großen Bögen etwa?

Scherer: Ich habe diesmal recht lang gebraucht, um mit dieser Musik zurecht zu kommen. Ich habe vorher viel Ariadne gemacht. Strauss liegt mir sehr am Herzen, ich liebe ihn sehr. Nicht nur die wunderbare Linie, dann wiederum mit viel Text und dann wieder diese Bögen. Strauss hat für den Sänger so wahnsinnig gut geschrieben. Diese Bögen sind, wenn man sich darauf einlässt, sich tragen lässt, unglaublich grandios.

Volle: Es ist sehr anspruchsvoll. Strauss meinte es mit Baritonen sehr, sehr gut. Balsamisch – aber ein Anfänger kann das nicht singen. Das meine ich überhaupt nicht arrogant, aber man braucht lange, um die großen Bögen zu erfüllen, rein technisch, aber auch mit der Emotion gepaart. Und der Mandryka ist besonders herausfordernd durch diese einerseits unglaubliche Lyrik und dann andererseits durch die intensiven – aber kontrollierten – Ausbrüche. Es ist ein einziges Fest.

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