Anziehend: Von der Uniform zum Glitzer-Top

Ab heute zeigt das Filmmuseum Kostüme aus über 50 Jahren Filmgeschichte.

Düsseldorf. Die Sonderausstellung "Filmkostüme! - Das Unternehmen Theaterkunst" deckt die Extreme einer Branche seit den 50er Jahren ab. Sie reicht von einer Nazi-Uniform für einen Film aus dem Jahr 1955 (Curd Jürgens als Harry Harras in "Des Teufels General") bis zu einem bauchfreien Glitzer-Top von 2007, das Uschi Obermaier in ihrer Film-Biografie "Das wilde Leben" trug.

Ähnlich weit voneinander entfernt sind die Maße: Ein Abendkleid Romy Schneiders hat die geschätzte Größe 32 und wurde im Kostüm-Bestand in der Kinderabteilung geführt, während das Kostüm Friedrichs des Weisen von Peter Ustinov aus "Luther" sicher mindestens doppelt so groß ist.

"Filmkostüme!" zeigt Stücke aus dem Archiv der Ausstatter-Firma "Theaterkunst", die zum 100-jährigen Jubiläum 2007 in ihrem Fundus von etwa zehn Millionen Kostümteilen suchen ließ und in mühsamer Kleinarbeit etwa 40 bedeutende Kostüme der Filmgeschichte zweifelsfrei zuordnen konnte. "Unser Archiv ist einzigartig, weil etwa in den USA die Kostüme oft nicht aufbewahrt werden, um Lagerkosten zu sparen", sagt Geschäftsführerin Susanne Franke. Besonders freue es sie, mit den Kostümen in der Modestadt Düsseldorf zu Gast zu sein.

Die Firma hat viele Bestände aufgekauft, aus Übersee, aber auch von den Öffentlich-Rechtlichen Sendern in Deutschland, und hat jetzt genug im Fundus, um etwa Tarantinos Film "Inglourious Basterds" auszustatten. Der Versuch, Kostüme wiederzuerkennen, vielleicht sogar aus einem Film, den man besonders schätzt, ist dabei ein nettes Ratespiel. Man muss ja nicht gleich auf die Kärtchen schauen.

Matthias Knop, noch kommissarischer Leiter des Filmmuseums, ist froh, die Ausstellung in der Stadt zu haben, bevor sie als Dauer-Schau nach Berlin zieht: "Das Konzept passt ganz wunderbar in unsere Räume." Dort wurde am Freitag noch eifrig vorbereitet: Martina Timm beseitigte mit einer Art High-Tech-Bügeleisen die letzten Knitterfalten, danach wurde jedes Kostüm gründlich abgesaugt. Schließlich machen Kleider auch Ausstellungen.

Zusätzlich zu den Kostümen, die in der Mitte des Raumes auf einem kleinen Podest stehen und bequem umrundet werden können, sind viele Accessoires und Original-Skizzen zu sehen. Ein Teil des Raumes ist den verschiedenen Berufen gewidmet, die es braucht, um solche Kostüme zu fertigen. Dazu kommen Dokumente der über 100-jährigen Firmengeschichte.

Historisch wertvoll sind dabei vor allem die Fakten über den jüdischen Firmengründer Hermann J. Kaufmann, der sich lange gegen die Nazis wehrte, sogar deren Konkurrenz ("Erste rein christliche Firma dieser Art unter nationalsozialistischer Leitung") überstand und seine Firma später trotzdem verkaufen und flüchten musste. Die Sonderausstellung endet am 4. Oktober.

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