Antenne Erkrath funkt von der Kö

Hugo Egon Balder sucht „Die Nummer des Jahres“.

Düsseldorf. So kann man sich täuschen: "Die Nummer des Jahres" spielt sich nicht zwischen Kissen, Kuschelmusik und Kerzenschein, sondern zwischen Kantine, Kalauern und kaltem Kaffee ab. Trotzdem knistert’s - in jeder Hinsicht. Das ganze Theater gehört schließlich zum Radioalltag. Da glühen die Drähte und fliegen die Funken. Die einen reden sich heiß, die anderen kochen schon so vor Wut. Warum? Weil Antenne Erkrath aus Düsseldorf sendet - und während der Seelsorgen-Show so mancher unerwartete Studiogast dazwischen funkt.

Denn Gunther Beth und René Heinersdorff, die ihre Komödie in bestem Wortsinn zu einer Herzensangelegenheit erklärt haben, sind ihrer Zeit voraus: Im Theater an der Kö ist längst Weihnachten.

Jedenfalls nimmt Starmoderator Kai-Ole Specking (perfekt besetzt: Hugo Egon Balder) das Fest der Liebe ganz wörtlich und sucht "Die Nummer des Jahres" - nicht bei seiner Ehefrau, sondern bei einem blonden Engelchen, das zwar nicht der Himmel, dafür aber eine Agentur schickt. Sina-Maria Gerhardt gibt die gebuchte Gespielin nicht künstlich übertrieben, aber so selbstverständlich, dass nicht nur den Herren auf der Bühne warm ums Herz werden dürfte. Dass sie im knappen Kostüm genug Raum findet, um neben optischen Qualitäten auch ihr flottes Mundwerk einzusetzen, ist ein reizender Beweis: Mit Klischees lässt’s sich leben.

Auch Balder spielt bestens mit ihnen. An der Kö hat er gleich zwei Identitäten auf einmal und geht keineswegs nur in der Rolle als Radio-Diva auf, der nichts heilig ist - außer der Quote. Sein doppelter Einsatz ist ein einziger Kontrast: Als Zwilling Hans-Fritjof kann er sich mit leisen Tönen frei spielen, denn der Gefängniskoch ist ein schüchterner Poet.

Das Thema, die ganz persönliche Wiedervereinigung zweier Brüder, die Ost und West getrennt hat, passt in die Vorweihnachtszeit wie Rosinen in Christstollen - wenn man davon absieht, dass nicht jeder Satz sittenreine Pointen liefert und die Idee, Figuren auch durch Namen zu charakterisieren, weder neu noch ein Geschenk für die Ohren ist.

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