Altstadtherbst: Erotik zwischen Himmel und Hölle

Die Tanzproduktion der Blanca Li Dance Company feierte am Burgplatz Premiere.

Düsseldorf. Eine kleine Anhöhe auf der spärlich eingerichteten Bühne bildet den Übergang zu einer großen Leinwand für Animationsfilme. Unheimliche Zwitterwesen - halb Mensch, halb Tier - erscheinen auf der Leinwand.

Da ist ein Einhorn, das am Ufer eines Sees trinkt und weint. Es füllt den See mit seinen Tränen, bis es darin ertrinkt. Ein Tänzer trägt eine diamantene Dornenkrone - ebenfalls mit einem Einhorn. Gestern feierte die neue Tanzproduktion der Blanca-Li-Dance-Company am Burgplatz ihre Deutschlandpremiere.

Als Inspiration für das Stück diente das berühmte Triptychon des niederländischen Malers Hieronymus Bosch: "Der Garten der Lüste" (1504). Die verschiedensten Deutungsversuche ranken sich um das dreiteilige Altarbild, in dem die Menschen zwischen grotesken und surrealen Zwitterwesen eine untergeordnete Rolle spielen.

Gezeigt wird keine harmonische Naturidylle, sondern eine Welt des Fressens und Gefressenwerdens, der Fortpflanzung, des Gebärens und des Sterbens - ein erotischer Alptraum zwischen Himmel und Hölle. Die Inszenierung der spanischen Choreografin Blanca Li verschmilzt mit den Animationsfilmen von Eve Ramboz, Filmregisseurin und Spezialistin für digitale Effekte.

Beeindruckend ist diese Symbiose aus den Bosch-Figuren auf der Leinwand und dem darauf antwortenden Bühnentanz. Letzterer ist ein mühelos wirkender Kraftakt der neun Tänzer, die von Jeff Cohen am Klavier hervorragend begleitet werden. Unterbrochen werden die Sequenzen von komödiantisch getanzten Szenen aus der Alltagswelt.

Darin werden die Alpträume der modernen Gesellschaft pointiert: die grauenhafte Kommunikationshölle eines Telefonservices oder die Gleichschaltung und das Mundtotmachen einer Modenschau. Lust und Laster leiten als roter Faden durch die voneinander nur scheinbar getrennten Alptraumwelten. Das Düsseldorfer Publikum belohnte das getanzte Ideenfeuerwerk mit lang anhaltendem Applaus.

Wertung: 5 von 5 Sternen

“ Vorstellungen sind am Freitag (2.10) und Samstag (3.10), 20 Uhr, im Theaterzelt am Burgplatz.

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