Altmeister Brian Auger fetzt an der Orgel

Die Hofgartenkonzerte starten mit dem Joscho Stephan Quartett und dem Oblivion Express.

Düsseldorf. Kumuluswolken, so weit das Auge blicken kann am Samstag Nachmittag. Doch davon ließen sich die Düsseldorfer Jazzfans nicht abhalten, die zu Hunderten in den Hofgarten pilgern. Dort starteten die Eine-Welt-Tage, und es mag an einem Doppeljubiläum gelegen haben, dass die dicken Wolken nur ein paar wenige Tropfen entladen.

Stolz konnte Geschäftsführer Ladislav Ceki den 30. Geburtstag des Eine-Welt-Forums verkünden, die Eine-Welt-Tage finden zum 25. Mal statt, die Hofgartenkonzerte zum 31. Mal. Seit 2001 arbeiten das Eine-Welt-Forum und die Hofgartenkonzerte zusammen.

In diesem Jahr eröffnen zwei Bands, die sich beide als Familienunternehmen entpuppen, den Reigen von vier Konzerten. "Ich konnte meinem Vater seinen Kindheitstraum verwirklichen", meint Gitarrist Joscho Stephan mehr witzig als charmant, als er seinen Vater Günther an der Rhythmusgitarre vorstellt. Jochen Schaal vertritt den angekündigten Max Schaaf am Kontrabass, Geiger Sebastian Reimann fehlt.

Das zum Trio geschrumpfte Quartett Stephans lebt von der Virtuosität des erst 30-Jährigen Leiters. Gipsy Swing ist die Musik der Band, da kommt man an Kompositionen von Django Reinhardt natürlich nicht vorbei. Mit solchen startet Stephan sein Set, erspielt sich gleich in der ersten Nummer Szenenapplaus für virtuose Kabinettstückchen. Neben Standards hat Stephan dann auch eine eigene Komposition zu bieten, die Ballade ist aber wieder dem großen Vorbild Reinhardt gewidmet.

Brian Auger, vor wenigen Tagen 70 geworden, fordert während seines eigenen Auftritts noch einmal Applaus für Stephan ein - ein Ritterschlag für den jungen Künstler. Wie allen Musikern, die früh Virtuosität erreichen, möchte man Stephan nur wünschen, dass er seine Mittel im Lauf der Zeit vielleicht ökonomischer einsetzt.

Gibt es von Auger, dem Ausnahmekönner auf der Hammondorgel, nichts Neues zu vermelden? Nein, und das ist doch mehr als erfreulich. Seit den 60er Jahren mischt der Brite erfolgreich im internationalen Rock- und Popgeschäft mit, und auch wenn der Zenit seiner Popularität vielleicht in jenen fernen Tagen liegen mag, wo er zusammen mit Sängerin Julie Driscoll vordere Chartplätze erobern konnte, so hat seine Musik an Qualität doch nichts verloren.

Rhythm and Blues, Soul, Rock und Funk hat Auger dank seiner Wurzeln im Jazz und seines unverwechselbaren Hammondsounds zu einer einzigartigen Mischung zusammengebraut, sichtbar stolz ist der immer noch äußerst vitale Musiker, mit Tochter Savannah Grace als Sängerin und Sohn Karma am Schlagzeug zwei Kinder in seiner Band Oblivion Express zu haben. E-Bassist Andreas Geck komplettiert die Gruppe.

Im Hofgarten präsentiert Auger eine Mischung aus alten Hits - "Freedom Jazz Dance" etwa oder "Season of a Witch" - und neueren Songs. Der Mix aus intensivem Groove, fetzigen bis melodiös-intensiven Improvisationen und der ansprechenden Soulstimme der Tochter Augers reißt das Publikum mit und kitzelt zeitweise sogar ein paar Sonnenstrahlen aus der dichten Bewölkung hervor.

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