Aktion Stolpersteine läuft aus

Die Mahn- und Gedenkstätte beendet das Projekt mit einer Schau: 100 Einzelschicksale werden erzählt.

Düsseldorf. Gesichter - von Dutzenden Plakaten schauen sie den Besucher an, einige lächelnd, andere ernst, die meisten in Schwarz-Weiß, aber auch Farb-Fotografien sind dabei. Und unter jedem Porträt prangt das Bild eines Gedenksteines.

Ein Mahnmal, das daran erinnert, wem das Gesicht gehört. Das betont, welch schreckliche Gemeinsamkeit all jene eint, welche die Mahn- und Gedenkstätte in einer neuen Ausstellung zeigt: Menschen, die von den Nazis ermordet wurden.

Auch die Geschichte von Eduard und Johanna Wolff wird hier erzählt. Sie wohnten mit ihrem Sohn in der Immermannstraße, als im November 1938 die Nazis über jüdische Geschäfte und Einrichtungen herfielen.

Die Familie floh, versuchte eine Ausreisegenehmigung zu erwirken - vergeblich. Im Oktober 1941 brachte man die Wolffs in das Ghetto von Lodz, drei Jahre später wurden sie nach Auschwitz deportiert. Nur Sohn Gary überlebte.

Die Plakate in der Mahn- und Gedenkstätte sind eine Bilanz, eine letzte Zusammenfassung der Aktion Stolpersteine, die in Düsseldorf nun ausläuft. "Wir haben alle Ziele, die wir uns für die Aktion gesetzt hatten, erreicht", sagt Bastian Fleermann, stellvertretender Leiter der Gedenkstätte.

"Die Menschen nehmen die Steine wahr, sie sind gleichmäßig über ganz Düsseldorf verteilt und alle Opfergruppen sind vertreten." Auch lägen derzeit keine weiteren Anfragen zur Übernahme einer Patenschaft für einen Stolperstein vor.

Der Kölner Künstler Günter Demnig hatte die Aktion deutschland- und europaweit initiiert. Allein in Düsseldorf wurden in den vergangenen sieben Jahren 230 Steine verlegt. Nun legt die Gedenkstätte in einer Ausstellung offen, für wessen Schicksal die Gedenkplatten stehen. 101 Beispiele haben Fleermann und sein Team für die Schau ausgewählt.

Da sind Änne und Arthur Cohen aus der Graf-Recke-Straße, die 1942 im polnischen Chelmno ermordet wurden. Und da ist der erst 27Jahre alte, nichtjüdische Pianist Karlrobert Kreiten, der hingerichtet wurde, weil er sich kritisch über den Nationalsozialismus geäußert hatte. Sein Stein liegt in der Rochusstraße.

Für Düsseldorf stellt die Schau den Endpunkt des Stolperstein-Projektes dar. Wer jedoch künftig einen Stolperstein verlegen lassen möchte, kann dies tun, wird von der Mahn- und Gedenkstätte unterstützt. "Wir beraten Interessenten gerne und stellen auch den Kontakt zu Gunter Demnig her", sagt Fleermann.

Die Einrichtung selbst wird demnächst umgebaut, eine neue Dauerausstellung ist in Planung. Die Arbeiten starten im Winter. Bis dahin kann die Ausstellung angeschaut werden.

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