Afrika! Afrika! - Akrobatik mit Augenzwinkern

Die Neuauflage von André Hellers Show begeistert das Publikum im Capitol.

Düsseldorf. Es beginnt wie ein alter Wochenschau-Film. Schwarz-weiss-Aufnahmen vom Besuch der Queen in Äthiopien 1965, der Markt von Marrakesch im Jahr 1952. Ruhige Bilder, vom westlichen Blick auf den Kontinent geprägt. Und dann, mit einem mächtigen Donner, geht der Sturm los. Die Videoleinwand teilt sich in der Mitte und begleitet von unzähligen Trommeln rast eine afrikanische Tanzkompanie mit einer Lebensfreude über die Bühne, die sich sofort in den Gesichtern der Zuschauer widerspiegelt.

Das Capitol an der Erkrather Straße ist fast ausverkauft bei der Düsseldorf-Premiere von Afrika! Afrika!, der Neuauflage von André Hellers Monumental-Show, die 2006 als Zirkustournee gestartet ist und jetzt in einer Theaterfassung wieder auf die Bühne kommt. Dabei war das Afrika-Projekt für Heller eigentlich bereits abgeschlossen gewesen, als der Wiener Multi-Künstler 2011 der Legende nach einen Brief von Georges Momboye, dem Choreografen der Show, erhielt. Tenor: „Wir müssen einen Nachfolger der Afrika-Show machen, die Künstler brauchen dringend wieder die Anerkennung, die sie während der Tournee täglich bekommen haben — und das feste Gehalt.“ P.S.: Eine Menge neuer Talente habe er auch noch entdeckt.

Und die verstehen es wirklich, zu beeindrucken. Der „Schlangenmann“ Yoga Yoga etwa, der seinem Namen alle Ehre macht und so flexibel ist, dass er seinen Körper durch den Rahmen eines Tennisschlägers tanzt. Oder der vollschlanke „Mr. Waterman“ Dickson Oppong, der minutenlang zehn große Tonschüsseln gleichzeitig rotieren lassen kann und dann, beim Abgang von der Bühne, eine Wasserfontäne aus den Tiefen seines mächtigen Bauches nach oben befördert, die jedem barocken Springbrunnen Konkurrenz machen könnte.

Afrika! Afrika! ist eine Mischung aus Tanz, Akrobatik und Live-Musik. 77 Künstler aus 14 Ländern zeigen ein Afrikabild zwischen Moderne, Tradition und manchmal auch westlichem Klischee. Etwa den Gumboot-Dance, den Gummi-Stiefel-Tanz, der in den 1880er Jahren in den Gold- und Diamanten-Minen Südafrikas entstanden ist. Oder die Kompanie aus der „Diaspora“, wie es bei Heller heißt, nämlich aus Brooklyn, die den Breakdance weiterentwickelt hat. Ebenfalls aus Brooklyn, sind die Basketball-Akrobaten von „Acrodunk“. Allesamt für den Ballsport eher klein geratene Männer, die fehlende Körpergröße durch rasende Trampolin-Artistik ausgleichen.

Aus der Mitte Afrikas dagegen, aus Tansania, kommt die Akrobatengruppe, die eine riesige Menschenpyramide aufbaut. Nicht wenigen Zuschauern bleibt der Atem stehen, als der Mann an der Spitze herunterspringt und Sekundenbruchteile vor einem fürchterlichen Bauchplatscher von seinen Kollegen an Armen und Füßen aufgefangen wird. Was alle Artisten und Tänzer gemein haben, ist die unglaubliche Körperlichkeit, mit der sie schwerste Anstrengungen scheinbar mühelos auf die Bühne bringen. Und das nicht etwa mit einem Lächeln im Gesicht, sondern ganz afrikanisch, mit einem Augenzwinkern.

Musikalische Konstante ist die sehr gute Live-Band, die auf ihrem eigenen Balkon im ersten Stock des Bühnenbilds bekannte Stücke wie Songs von Youssou N´dour oder Miriam Makebas „Phata Phata“ genauso spielen, wie einige für europäische Ohren eher unbekannte Stücke.

Insgesamt überzeugt die Mischung das Publikum. Während des großen Finales steht fast jeder im Saal und klatscht rhythmisch Beifall. Nach knapp zwei Stunden haben die Künstler von Afrika! Afrika! bei den Zuschauern jede Spur von Herbstdepression weggeblasen.

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