Konzert Adventliches Konzert in der Düsseldorfer Tonhalle

Düsseldorf · Beim Konzert in der Tonhalle zeigte die Bläser-Truppe um Tine Thing Helseth raffinierte Arrangements von Barock-Stücken.

Tine Thing Helseth.

Tine Thing Helseth.

Foto: Kyrre Lien

Strohblond ist Tine, und sie gründete vor Jahren schon eine Band mit Musikerinnen, die sich alle, wie sie selbst, auf Blechblas-Instrumente spezialisiert haben. Vielleicht wird Tine Thing Helseth deshalb gerne ein Spice-Girl‘ an der Trompete genannt. Besonders in Good old England. Die 31-jährige Norwegerin, die seit ihren spektakulären Auftritten bei der Nobelpreis-Verleihung in Oslo und bei Proms-Konzerten in London in der ersten Liga der Branche gehandelt wird, gastierte mit ihrer Neuner-Truppe – dem Ensemble „Ten Thing“ – nun erstmals in der Tonhalle. Und verbreitete mit zum Teil raffinierten Arrangements von Barock-Konzerten und Weihnachtsliedern eine überwiegend festliche Stimmung. Freilich mit Ausflügen ins Jazz-Fach. Denn Tine ist nicht nur gefragte Virtuosin, sondern auch Allrounderin.

Tine Thing Helseth auch eine blendende Entertainerin

„Wir haben nicht die vielen schönen Lieder wie die Deutschen, dafür aber den Schnee“, lacht sie in ihrer hohen mädchenhaften Stimme, die so rein wie eine Glocke klingt. Und setzt an zu „Leise rieselt der Schnee“. Die vier Trompeten, vier Posaunen, Waldhorn und Tuba vereinen sich zu einem getragenen, leicht melancholischen Sound. Streckenweise wird’s richtig feierlich. Dabei rankt sich der bekannte Weihnachts-Ohrwurm empor: Klar, dass Tines Solotrompete über den anderen Instrumenten liegt und sich in die Tonhallenkuppel emporschwingt. Die begabte Interpretin mit meist sicherer und reiner Intonation ist nebenbei blendende Entertainerin. Sie schreitet durch die Parkett-Reihen, den Trichter ihrer Trompete himmelwärts gerichtet. Trotz der kniffligen Lagen, in denen sie mit geschmeidig weichen, manchmal ganz leisen Tönen betört, und danach erst einmal durchatmen muss, moderiert sie jede Nummer dieses vorweihnachtlichen Konzerts der besonderen Art.

Neun plus Tine macht zehn. Sie bescheren im zweiten Teil nicht nur englische, amerikanische und deutsche Christmas-Klassiker und enden – wen wundert’s? – mit „Stille Nacht, heilige Nacht“. Sie überraschen ebenso mit „Es ist ein Ros entsprungen“ – sie beginnen gediegen traditionell und enden in fetzig röhrendem Big-Band-Sound. Im ersten Teil überzeugen die Zehn von technischer und stilistischer Sicherheit – in Händels perlender Sinfonia „Ankunft der Königin von Saba“ (Queen of Sheeba), im Bach-Choral „Wachet auf“ und in Corellis –g-Moll-Concerto Grosso. Arrangements für zehn Blechbläser, die sich hören lassen.

Die Bearbeitung von Vivaldis Jahreszeiten überzeugte weniger

Gewagt und wenig überzeugend indes die Bearbeitung von „Winter“ aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Melodien, die Klassikfans im Violinen-Klang im Ohr haben dürften. Bei aller Virtuosität und Rasanz von Tine Thing – Helseth: Die Trompete vermag kaum das Tempo der Geige zu kopieren und verblasst hinter dem Streicher-Original. Ansonsten herzlicher Applaus und mehr.

CD-Hinweis: Wer das Konzert verpasst hat, kann das Ensemble auf CD hören: Tine Thing Helseth & 10 Thing, „10“, erschienen bei EMI.

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