Mieten Der Künstlersiedlung in Düsseldorf-Golzheim droht das Aus

Düsseldorf · Künstler und Politiker protestieren gegen die Pläne der Stadttochter SWD, die Mieten zu verdoppeln, aber die Ateliers nicht mehr zum Wohnen freizugeben.

 Die Künstler der Golzheimer Siedlung feierten vor Jahren gemeinsam an einem langen Tisch. Das wollen sie auch in Zukunft.

Die Künstler der Golzheimer Siedlung feierten vor Jahren gemeinsam an einem langen Tisch. Das wollen sie auch in Zukunft.

Foto: Corinna Gertz

Düsseldorf bezeichnet sich gern als Metropole der Künstler. Aber sie macht den Malern und Bildhauern das Leben schwer mit den steigenden Mieten. Soeben schrieb das Kulturamt ein kleines, nur 44,71 Quadratmeter großes Atelier in der Golzheimer Siedlung für 617,10 Euro (einschließlich Heiz- und Betriebskosten) aus. Die Städtische Wohnungsgesellschaft Düsseldorf (SWD) verlangt nun stolze 10 Euro plus Nebenkosten pro Quadratmeter, macht rund 14 Euro. Das ist mehr als doppelt so viel im Vergleich zu einem Atelier, das direkt über die Stadt an Künstler geht. Corina Gertz, Sprecherin des Rats der Künstler, schlägt Alarm.

Zehn Atelierhäuser mit 22 Ateliers liegen an der Franz-Jürgens-Straße. Die Künstlermeile ist Teil der Golzheimer Siedlung und besteht seit 80 Jahren. Der Standort ist Goldes wert. Makler bezeichnen ihn als 1A-Lage. Bislang war die Miete bezahlbar, Corina Gertz zahlt pro Quadratmeter nur 5 Euro und hat auch noch einen wunderbaren Garten. Hermann Focke (95), der mit Faltobjekten berühmt wurde, kommt gleichfalls auf 500 Euro Monatsmiete. Hede Bühl (79), die in den 1970er Jahren kam, wäre ohne das Atelier im Grünen nie Bildhauerin geworden.

 Corina Gertz: In ihrem Atelier an der Franz-Jürgens-Straße darf sie arbeiten und zugleich wohnen und kochen. So sollte es auch bleiben.  Foto: Helga Meister

Corina Gertz: In ihrem Atelier an der Franz-Jürgens-Straße darf sie arbeiten und zugleich wohnen und kochen. So sollte es auch bleiben. Foto: Helga Meister

Foto: Gertz

Ursprünglich unterstanden die Ateliers dem Liegenschaftsamt. Seit 2004 ist die SWD zuständig. Sie respektiert die bestehenden Mietverträge. Aber als im letzten Jahr die Malerin Anneliese Henneka starb, renovierte sie den hohen Raum und zog den Preis an. Man kann der SWD kaum einen Vorwurf machen, da Geschäftsführer Heinrich Labbert erklärt: „Wir müssen nach der Mietrichtwerttabelle des Mietervereins handeln. Ich muss zehn Euro Kaltmiete und bei Gewerbe 18 Euro verlangen. Ich würde mich sonst der Untreue schuldig machen.“

Wohnen und Arbeiten unter einem Dach ist  verboten

Labbert gibt den schwarzen Peter an die Stadtspitze, wenn er sagt: „Ich verstehe die Aufregung der Künstler. Aber es ist nicht die Aufgabe unserer Gesellschaft, die Miete zu subventionieren. Ich habe nichts dagegen, wenn die Stadt bei mir die Häuser mietet. Sie kann dann machen, was sie will, und an Wohngruppen wie Künstler preiswerter vermieten. Künstler sind gute, stabile Mieter, die lange in einer Wohnung bleiben.“

Gleichzeitig aber meldet das Kulturamt: „Eine Wohnmöglichkeit besteht nicht und wird ausdrücklich ausgeschlossen.“ Lediglich eine Ateliergemeinschaft sei möglich. Daraufhin schaltete Gertz die Kultursprecher von CDU und Grünen ein.

Für den Kulturausschuss am kommenden Donnerstag will Susanne Schwabach-Albrecht (CDU) von der Verwaltung wissen, warum die Stadttochter ab 1. Juni den Mietpreis in der Künstlersiedlung bei Neuvermietung auf 14 Euro anhebt, während die Kulturverwaltung für stadteigene Ateliers nur 5 Euro haben will. Die Stadt solle ihr Konzept der Atelierförderung und ihre Pläne für die Künstlersiedlung erläutern.

Ratsherr Alexander Fils, CDU-Kultursprecher, beantragt den Erhalt der Künstlersiedlung zu den bisherigen Konditionen. Und er fordert Wohnateliers wie bisher, anstatt der neuen Trennung von Wohnen und Arbeiten. Demonstrativ habe die SWD bei der Sanierung des ersten Ateliers sogar die Dusche entfernt, berichtet Corina Gertz.

Hier haken auch die Grünen ein. Eine wichtige Säule sei doch die Förderung von bezahlbaren Atelier- und Wohnatelierräumen, um den Künstlern das Leben und Arbeiten in Düsseldorf zu ermöglichen. Man wolle  wissen, wie sich die Ziele des Belegungsmanagements mit der Künstlerförderung vereinbaren lassen.

Während die Grünen lediglich fragen, lehnt die CDU die Politik einer gewerblichen Nutzung von Ateliers energisch ab.

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