Künstlerin: Die Augen der Callas haben es Oni angetan

Die 27-Jährige klebt Augen von Berühmtheiten auf Straßenschilder.

Düsseldorf. Als Oni vor etwa vier Jahren mit Streetart angefangen hat, war ihre Motivation eine politische. „Anfangs ist man ja immer ideologisch“, sagt die junge Frau, die, wie andere Streetartkünstler auch, unter einem Pseudonym arbeitet. Nur so viel: Oni ist 27 Jahre alt, kommt aus Solingen, lebt seit 2008 in Düsseldorf und studiert hier.

Weil ihr politischer Impetus mit der Zeit auf der Strecke blieb, heißt das jedoch nicht, dass ihre Kunst keine Aussage mehr hätte. Ganz im Gegenteil: „Der Akt an sich ist ja gesellschaftspolitisch“, sagt Oni. Ihr Ziel: den Lebensraum vermenschlichen. Kultur schaffen, die für alle da ist. „Es gibt so viele Banken und Bürogebäude in dieser Stadt — da fragt ja auch niemand, ob ich die sehen will.“

Deshalb fragt Oni auch nicht, wenn sie mitten in der Nacht ihre Stencil-Paste-Ups an die Wände Bilks kleistert. Wer ein Problem damit habe, könne es gerne übermalen oder abreißen. Heute sind es häufig Frauenköpfe, die Oni zeigt. Sehr prägnant ist ihr Werk „Callas in Colors“, das auch Teil der Ausstellung „Playing For Change“ in der Galerie Kellermann ist. Zu sehen ist das Porträt der Opernsängerin Maria Callas, die den Betrachter unentwegt anblickt. Oni hat es vervielfältigt, nebeneinander gestellt und die Eindringlichkeit der Augen so potenziert. „Dieser Blick hat mich fasziniert.“

Ein anderer Hingucker - er greift das Thema Augen ebenfalls auf - sind die Augenpaare, die den eilig Getriebenen aus den weißen Balken mancher „„Einfahrt-verboten“-Schilder in Düsseldorf anblicken, etwa an der Hafen- oder der Schulstraße. Es sind Werke von vor zwei, drei Jahren, die dem Betrachter im Vorbeigehen noch immer ein Lächeln entlocken. Die Augen, von denen man angesehen wird, sind die von Marylin Monroe, Maria Callas, der Mona Lisa oder Michelangelos David-Statue.

Warum sie das gemacht haben? Einfach so, völlig planlos. „Ich hatte einfach das Bedürfnis, diesen Balken einen Blick zu verleihen“ So wie bei all ihrer Kunst ist Oni ihrer Intuition gefolgt. Ideen sammelt sie in kleinen schwarzen Büchern. Viele Eingebungen kommen ihr, wenn sie in der Stadt unterwegs ist. Was als Nächstes geschieht, weiß sie selbst nicht.

Eines weiß sie derzeit aber ganz gewiss. Nachdem sie zuletzt stressbedingt etwas weniger aktiv war, wird jetzt wieder etwas kommen. Vier, fünf Motive liegen in ihrem kleinen Atelier schon so gut wie bereit. Bald werden sie rund um Bilk an den Wänden kleben. Denn Bilk mag Oni besonders: „Es ist ein Stadtteil, der noch nicht so geschliffen wirkt.“ Und dazu trägt sie gerne bei.

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