Mein Leben im Lockdown : „Meine Arbeiten bilden für mich einen Befreiungsschlag“
Friedrichstadt Künstlerin Anica Hauswald veränderte in der Pandemie ihren Stil. Ein Protokoll.
Ich bin Künstlerin und habe an der Kunstakademie studiert. Nun habe ich trotz Corona und Lockdown eine Ausstellung realisiert. Zwar wegen der Bundesnotbremse erstmal nur im digitalen Raum, aber das hält mich nicht auf.
Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Einzelausstellung realisieren konnte. Vorher habe ich den Ausstellungsraum renoviert, Holzverkleidungen gebaut, Wände gestrichen, Boden verlegt und Elektrik erneuern lassen. Der Ausstellungsraum ist nun weitestgehend weiß, so dass nichts ablenkt von meinen Werken. Ich wollte einen würdigen Rahmen schaffen für meine Kunst.
Sie hat sich im Laufe der Pandemie stark verändert. Corona zu einschneidend für mich, um nicht zu reagieren. „Deep Dive into color“ heißt meine Ausstellung mit den neuen Arbeiten. Zuvor waren meine Arbeiten eine Art geknüpfte Malerei, Textilkunst also – wie Malerei, aber halt kombiniert mit handgeknüpften Kunstfell, den ich aufgenäht habe. Diese Textilkunst war abstrakt und minimalistisch, reduziert auf geometrische Formen. Es war immer ein mühsamer und langwieriger Schaffensprozess, der je nach Anzahl der Farbflächen bis zu einem Jahr gedauert hat. Im Laufe der Pandemie wurde mir immer mehr bewusst, dass ich dieses Langsame, dieses Streben nach Perfektion der homogenen Flächen nicht mehr ertrage. Und dann der Frust, wenn Unvorhergesehenes passierte und ich auf einmal um Monate zurückgeworfen war in meiner Arbeit – alles Dinge, die ich nicht mehr wollte. In der Corona-Zeit steckt ohnehin schon so viel Negativität, dass ich es so nicht auch noch im Atelier haben wollte. Ich musste dem etwas entgegen setzen, wollte wieder mehr Lebendigkeit und Spaß erleben.