Kriminalität: Vorsicht Falle! Betrüger locken mit Traumwohnung

Um ein Haar wäre eine Düsseldorferin auf Internet-Abzocker hereingefallen. Der Mieterverein warnt vor Leichtsinn.

Düsseldorf. Die auf einer Internetseite angebotene Wohnung war fast zu schön, um wahr zu sein. 90 Quadratmeter in Oberkassel, 550 Euro warm, Parkett, verputzter Backstein, Designermöbel, Edelstahl, wo das Auge hinsieht.

Für Kristina Schultze (Name von der Redaktion geändert) schien sich ein Traum zu erfüllen: Seit Wochen suchte sie nach der passenden Wohnung, um endlich mit ihrem Freund zusammenzuziehen. Jetzt weiß die 30-Jährige: Die Wohnung ist in der Tat zu schön, um wahr zu sein. Ein Köder für dreiste Internet-Abzocke.

"Ich wurde einmal kurz skeptisch, als die Anzeige nach einer Woche noch immer im Netz stand", erzählt Schultze. "Normalerweise sind solche Wohnungen schneller weg."

Dennoch schrieb sie an die vermeintliche Eigentümerin. Und bekam prompte Antwort von der reizenden Angela Brassing aus London. Ja, die Wohnung sei noch zu haben. Leider, leider könne sie selbst nicht nach Deutschland kommen, habe aber eine Agentur beauftragt, Besichtigungen zu organisieren. Dafür allerdings verlange der Agent zuvor die Hinterlegung einer Kaution.

Doch zum Glück war Kristina Schultzes Verzweiflung über den strapazierten Düsseldorfer Wohnungsmarkt nicht so groß, dass sie unvorsichtig wurde. Sie suchte nach dem Namen ihrer Vermieterin in spe im Internet - und stieß direkt auf ein Forum, in dem geprellte Menschen aus ganz Deutschland über "Angela Brassing" und ihre vielen anderen Namen lästerten. Mit denselben Fotos hatten die Betrüger Wohnungen in Sahnelagen sämtlicher deutscher Großstädte angeboten.

Sofort schrieb Kristina Schultze an die bundesweite Internetbörse, in der sie die Anzeige gefunden hatte. "Ich kann nicht verstehen, dass so etwas nicht auffällt." Leider gebe es Betrugsversuche immer wieder, so die magere Antwort der Betreiber. Immerhin wurde das Inserat sofort gelöscht.

Eine Verpflichtung, die Anzeigen rund um die Uhr zu kontrollieren, gebe es für die Internetbörsen nicht, sagt Ulrike Brunswicker-Hoffmann von der Düsseldorfer Verbraucherzentrale. "Dabei gibt es inzwischen unglaublich viele betrügerische Firmen. Durch das Internet ist die Zahl stark gestiegen", sagt die Verbraucherschützerin.

Und doch: Eine anonyme Spielwiese für Verbrecher ist das Netz keineswegs. "Im letzten Jahr sind in Düsseldorf 84Prozent dieser Betrugsfälle aufgeklärt worden", sagt Kurt-Peter Schnabel vom Kriminalkommissariat Vorbeugung der Polizei.

In der Regel verfügen die Anzeigenbörsen im Netz über Daten der Inserenten. "Man hinterlässt immer Spuren", sagt Schnabel. "Die Verfahren sind zwar aufwändig, aber die Ermittler können den Aufenthaltsort der Betrüger in der Regel herausfinden."

Das beste Mittel gegen Betrüger heißt dennoch Vorsicht. "Niemals Geld an jemanden überweisen, den man nur über das Internet kennt", rät Eckehard Breuch, Geschäftsführer des Mietervereins Düsseldorf. "Das geht schief!"

Kristina Schultze ist heilfroh, dass sie nicht auf die Betrügerbande hereingefallen ist. "Schade ist es natürlich, dass es diese Wohnung nicht gibt", bedauert sie. "Aber in Düsseldorf muss man bei der Suche eben Geduld haben."

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