Konsum: Heidis Jeans für 49,60 Euro

Reduzierungen sind nicht mehr allein Sache günstiger Marken, auch exklusive Geschäfte werben zurzeit mit Nachlass.

Düsseldorf. Zielstrebig geht das junge Paar auf Burberry zu. Mann und Frau stammen aus den Arabischen Emiraten, wo man von der Wirtschaftskrise zwar gehört, sie aber noch nicht gespürt hat. Günstig einkaufen muss deswegen nicht sein.

Dem "Sale"-Schild im Schaufenster widmen die beiden daher nur wenig Aufmerksamkeit - und machen genau deswegen die Mitarbeiter der Edel-Linien überglücklich. Denn seitdem die neue Sparsamkeit auch die Russen fest im Griff hat, setzen Prada, Gucci und Co. auf die Finanzkraft aus den arabischen Länder.

Darüber möchte zwar niemand aus der hochpreisigen Textil- und Lederbranche sprechen, aber im Flüsterton geht es dann doch. "Die Leute sind beim Geldausgeben sensibler geworden", raunt der Mitarbeiter eines weltbekannten Luxus-Labels mit Shop an der Königsallee. "Für uns werden Juli und August hoffentlich interessant, wenn die arabischen Kunden kommen."

Trotzdem ist man sich für Reduzierungen auch im Luxussegment nicht mehr zu fein. Im Boss-Store im Erdgeschoss des Breidenbacher Hofs und bei Strenesse an der Kö prangen knallrote Sale-Schilder unübersehbar auf den Scheiben: Ledertasche für 399 statt 799 Euro, Polo-Kleid für 75statt 200 Euro.

Prada senkt Einzelstücke um 40, Chanel um 50 Prozent. Dort kostet das Korsett, Größe 36, dann aber trotzdem noch stolze 1000 Euro. Die sensationellsten Preissenkungen finden sich bei Eickhoff, dort liegt eine Hose im Tiger-Look von Cavalli für 99,80 statt bisher 698 (!) Euro und eine von Heidi Klum designte Jeans für 49,80 statt 249 Euro im Schaufenster.

Ist die Lage im Handel so schlimm? Um die Top-Geschäfte, meint Waltraud Loose, Sprecherin des Einzelhandels, muss man sich (noch) keine Sorgen machen. "Die ganz teuren haben keine Probleme." Einzelne finanzkräftige Kunden könnten eine vorübergehende Flaute locker ausgleichen. Aber insgesamt sei die Situation schwierig. "Wir rechnen in der zweite Hälfte des Jahres im gesamten Handel mit Einbrüchen."

Trotzdem warnt sie vor vorbeugenden Preissenkungen von 70 Prozent. "Das ist die Schmerzgrenze", sagt Loose. Aber so sieht die Realität aus, etwa bei Mango. Das Geschäft ist, ebenso wie Zara an der Kö, quasi zu einer riesengroßen Sale-Zone geworden, einige wenige Teile ausgenommen.

Für 9,90 Euro gibt es Jeans in Weiß, Rot und Gelb sowie Blusen. T-Shirts kosten teilweise nur noch 3,95 Euro, eine Strickjacke gibt es für 20 statt 50 Euro. Im Kaufhof an der Kö gibt es bei Mitnahme von zwei reduzierten Artikeln nochmal 20 Prozent Preisnachlass.

Nur Louis Vuitton macht nicht mit. Eine Sprecherin sagt: "Wir reduzieren gar nicht. Nie." Ansonsten aber ist die Preisschlacht in vollem Gange. Das ist jedoch erst der Anfang: Am 27. Juli startet der offizielle Sommerschlussverkauf. Diesen Termin hat der Bundesverband des Textileinzelhandels festgesetzt. Dann kann es nochmal günstiger werden.

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