„Koks-Taxi“ lief neun Monate wie am Schnürchen

Duo legte ein Geständnis ab. Rauschgift im Schlafzimmer der Mutter versteckt.

Düsseldorf. Das System funktionierte genau wie ein Pizza-Taxi. Allerdings lieferte Murat E. (38) ganz andere heiße Ware aus, wenn er mit seinem 14 Jahre alten Opel vorfuhr — nämlich Kokain.

Neun Monate lang lief der „Bring-Service“ wie am Fließband, bis die Polizei zufällig auf eine verdächtige Telefonnummer stieß. So kamen die Fahnder auf den Lkw-Fahrer und seinen Kumpel Zoran L. (33), der die Geschäftsidee hatte. Seit Montag sitzen die beiden auf der Anklagebank des Landgerichts.

Als Türsteher einer Hafen-Disco hatte Zoran L. Kontakt zur Schicki-Micki-Szene. „Ich habe manchmal Leute umsonst reingelassen“, erklärte der Vater von zwei Kindern, der selbst kokainsüchtig war. Dafür bekam er als Gegenleistung Rauschgift.

Um seinen eigenen Konsum zu finanzieren, kam der 33-Jährige auf die Idee mit dem Koks-Taxi. Den Fahrer hatte er schnell gefunden, denn Murat E. ist sein Nachbar.

Im Januar vergangenen Jahres begann der „Geschäftsbetrieb“. Die Kunden stammten vor allem aus der Hafenszene, Gastronomen, Werber, Künstler, auch ein Schauspieler. „Das war wie eine Kettenreaktion. Einer gab die Nummer an den anderen weiter“, schilderte L. die sprunghafte Umsatzentwicklung, „ich hatte Sorge, dass für mich selbst nichts übrig bleibt.“

Um das Rauschgift zu lagern, bauten die beiden in der Wohnung von Zoran L. einen versteckten Tresor in die Wand ein, hinter einer Steckdose. Einen Teil des Rauschgifts deponierte der 33-Jährige außerdem im Schlafzimmerschrank seiner Mutter. Gegen die läuft nun ebenfalls ein Strafverfahren.

Die beiden führten nicht nur umfangreiche Listen über die Käufer, sondern legten auch Wert auf Kundenbetreuung. So erkundigten sie sich, ob man mit der Ware zufrieden gewesen sei und weiter beliefert werden möchte.

Die gute Buchführung machte es der Kripo leicht, mehr als 80 Kunden des Koks-Taxis ausfindig zu machen. Gegen sie wurden ebenfalls Ermittlungsverfahren eingeleitet. In vielen Fällen, wo nur Spitz- oder Vornamen notiert wurden, war das nicht mehr möglich.

Durch ihre umfangreichen Aussagen haben die beiden Angeklagten ihren Kunden wahrscheinlich den peinlichen Auftritt vor Gericht erspart. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

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