Kohle: Was Düsseldorf von Berlin lernen kann

Der Stromkonzern Vattenfall setzt in Berlin auf Gas und Biomasse statt Kohle. Ein Vorstand-Mitglied erklärt, wie sich das rechnet.

Düsseldorf. Vergangene Woche gab der Stromkonzern Vattenfall bekannt, auf den Bau eines geplanten Kohlekraftwerks in Berlin zu verzichten. Stattdessen soll die Energieversorgung mit Gas und Biomasse sicher gestellt werden. Eine Entscheidung, die auch in Düsseldorf für Aufsehen sorgt: Bislang ist nicht entschieden, ob der Gasblock im Hafen-Kraftwerk erneuert oder durch einen Kohleblock ersetzt wird. Im WZ-Gespräch erklärt Klaus Pitschke, Chef der Vattenfall Europe Berlin, wie sich das Alternativ-Modell in Berlin rechnet.

Pitschke: Ich kann die Verhältnisse in Düsseldorf nicht beurteilen. Aber unsere Alternative zum geplanten Kohlekraftwerk ist wirtschaftlich neutral. Gas ist zwar noch teurer, aber ab 2013 wird es ja auch ein Auktionierung von CO2-Zertifikaten geben. Eine runde Sache wird das Projekt durch die staatliche Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung: Der Bund fördert jede Kilowattstunde mit 1,5 Cent. Weil wir einen hohen Anteil an Fernwärme haben, rechnet sich das. Und wir wollen den Anteil noch ausbauen.

Pitschke: Es gibt zwei Dinge, die man tun kann: Ausbau des Fernwärmenetzes und mehr dezentrale Lösungen. Das können Blockheizkraftwerke sein, Solarthermie und möglicherweise auch Geothermie. Da allerdings ist das Risiko von Fehlbohrungen immer noch recht groß.

Pitschke: Das Kohlekraftwerk hätte mitten in der Stadt gestanden, das ist schon auch ein Aspekt. Aber das war nicht entscheidend. Es ging viel mehr um unsere Ausrichtung für die Zukunft. Und um die Frage, wie wir im Land Berlin die CO2-Emissionen weiter reduzieren. Das Land will die CO2-Belastung bis 2020 gegenüber 1990 um über 40 Prozent reduzieren. Dazu wollen wir einen Beitrag leisten.

Pitschke: Die Generalaussage des gesamten Vattenfall-Konzerns ist es, die spezifische CO2-Belastung bis zum Jahr 2030 zu halbieren. Zu diesem Ziel verfolgen wir drei Wege: Erstens kümmern wir uns intensiv um die Entwicklung von CO2-Abscheidetechniken für Kohlekraftwerke. Zweitens setzen wir auf klimafreundliche Kernenergie. Drittens wollen wir die erneuerbaren Energien ausbauen.

Pitschke: Ja, daran glaube ich. Neue Kohlekraftwerke mit einem höheren Wirkungsgrad sind eine gute Ergänzung des Energie-Mixes. Perspektivisch müssen wir deshalb dringend an der Abscheidetechnologie arbeiten. Das tun wir auch. Wir haben übrigens in Berlin neun größere Kraftwerksstandorte, zwei davon werden nach wie vor mit Kohle betrieben.

Pitschke: Das ist ein anspruchsvolles Thema. Die nachwachsenden Rohstoffe, vor allem Hölzer, kommen aus dem Umland in einem Radius von 200 bis 300 Kilometern. Ob so etwas auf Düsseldorf übertragbar ist, kann ich natürlich nicht sagen.

Pitschke: Nein, davon kriegt man heute nichts mehr mit.

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