Kö-Bogen: Wie viel Durchblick muss es sein?

Der Tausendfüßler ist gefallen, jetzt wird über Größe und Lage der Baufelder diskutiert.

Düsseldorf. Düsseldorf hat plötzlich mehr Platz zur Verfügung — schließlich ist der Tausendfüßler abgerissen. Wer sich an die Kreuzung Kaiserstraße/Wehye-Allee stellt, kann beim Blick Richtung Libeskind-Bauten und Johanneskirche ermessen, welcher Raum für die Stadtentwicklung nun zur Verfügung steht. Fertige Pläne liegen in der Schublade, die Stadt hat für diesen Abschnitt des Planverfahrens Kö-Bogen einen Wettbewerb durchgeführt. Daran werden jetzt Fragezeichen angebracht.

Wo der Tausendfüßler einmal war, wird bald eine Allee sein. Im Umfeld aber sind fünf Baufelder identifiziert worden. Drei neben dem Dreischeibenhaus zur Flankierung des Gustaf-Gründgens-Platzes, zwei auf der Tuchtinsel und gleich südlich davon — letzteres ist für ein 18-stöckiges Wohnhochhaus bestimmt (siehe Grafik).

Ins Fadenkreuz gerät jetzt das nördlichste Baufeld gleich am Dreischeibenhaus. Die FDP hat bereits diskutiert, das Baufeld zu streichen, ist nach Rücksprache mit den Planern aber zu einem anderen Ergebnis gekommen: „Wir plädieren dafür, das Grundstück zu halbieren und auf eine Weise zu bebauen, die von den Libeskind-Bauten einen freien Blick aufs Schauspielhaus zulässt“, sagt FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus.

Es dürfe bei den anstehenden Entscheidungen nicht um Grundstückserlöse gehen, sondern „allein um die beste Lösung“. Man müsse einen hervorragenden Architekten auswählen, der Wettbewerb dafür solle bald starten.

Ganz könne man auf eine Bebauung jedoch nicht verzichten, meint auch die liberale Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die dort unbedingt neue Wohnungen verwirklicht sehen möchte. „Das Gebäude hat auch die wichtige Funktion, den neu entstehenden Jan-Wellem-Platz zu fassen.“

Damit liegen die Liberalen auf einer Linie mit OB Dirk Elbers, der sich einerseits eine Bebauung am Gründgens-Platz wünscht, denn: „Das hätte den Vorteil, dass der Platz eine Fassung bekommt und neu gestaltet wird.“ Andererseits sagt er aber auch: „Der Baukörper muss filigran wirken und eine Sichtachse zum Theater freilassen.“

Den Planern des Architekturbüros HPP, die mit dem Umbau des Dreischeibenhauses befasst ist, werden diese Überlegungen gefallen. Insbesondere die vorgeschlagene Halbierung des nördlichsten Baufeldes — denn dann rückt der Komplex dem Dreischeibenhaus nicht so auf die Pelle.

Das sieht auch der Heimatverein Düsseldorfer Jonges so. Baas Wolfgang Rolshoven: „Wir stimmen ja nicht dem Abriss des Tausendfüßlers zu, damit das Schauspielhaus zu einer Hinterhofbebauung wird.“ Der entstandene freie Platz sei „so schön, dass wir genau überlegen müssen, was dort geschieht“. In Kürze gibt der Verein eine offizielle Stellungnahme ab.

Bei der Opposition stoßen die neuen Baufelder überwiegend auf Ablehnung. „Jetzt zeigt sich, was wir immer befürchtet haben: dass es beim Kö-Bogen vor allem um lukrative Baufelder geht und nicht so sehr um Stadtgestaltung“, meint SPD-Fraktionschef Markus Raub. Er findet, die Sicht auf das Ensemble von Dreischeiben- und Schauspielhaus müsse auf ganzer Breite frei bleiben — eine Meinung, die Norbert Czerwinski (Grüne) teilt: „Die Wirkung des Schauspielhauses als eine Art weißer Vorhang in der Landschaft funktioniert nur bei völlig freier Sicht. „Ein bisschen Durchblick auf einen Teil des Gebäudes reicht nicht.“

wz-duesseldorf.de

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