Kochen als kreatives Teamwork

„Da cookt der Coach“ — in Pempelfort wird in der Kochschule berufliche Bildung auf vergnügliche Art mit dem Löffel gegessen.

Kochen als kreatives Teamwork
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Mit hochrotem Kopf stürzt der Kollege ins Zimmer: „Ich koche!“ Vor Wut. Eine unliebsame Auseinandersetzung mit dem Vorgesetzten oder Abteilungsleiter. Eine Situation aus dem Arbeitsalltag: Manchmal würde man Kollegen am liebsten einstampfen, zu Mousse machen, ihnen in die Suppe spucken, besonders, wenn man sich selbst untergebuttert fühlt. Da hilft oft nur, die Temperatur runterzudrehen, bis das Brodeln im Inneren aufhört.

Hier setzt der Workshop „Da cookt der Coach“ an. Eine Mischung aus Theorie am Beamer und Praxis am Herd. Peter Piepenburg, Jurist und Coach: „Das Ziel ist ein erfolgreiches Miteinander.“ Im Beruf wie im Privatleben: „Voraussetzung ist, sich und andere besser zu verstehen. Dafür binden wir die Teilnehmer interaktiv ein. Im zweiten Teil taut das Team beim gemeinsamen Kochen auf.“

Die Idee, dass berufliche Bildung auf vergnügliche Art auch mit dem Löffel gegessen werden kann, kam beim Kochen. Piepenburg, selbst leidenschaftlicher Koch, war Teilnehmer eines Kurs in der Koch-Schule „Da cookste!“ in Pempelfort. Dabei konnte er als Kommunikations-Profi nicht einfach nur zuschauen, was die anderen so machen. Der Coach in ihm beobachtete und analysierte beim Schnibbeln und Anrichten unwillkürlich die Verhaltensmuster - und zog sein Schlüsse daraus.

Dirk Hoffmann nickt. Der ehemalige Wirt von „Benders Marie“ in der Altstadt ist inzwischen Fernseh-Koch mit Entertainer-Qualitäten, kocht aber am liebsten „live mit Leuten“. Er ist Piepenburgs Partner: „Das ist in der Küche wie im richtigen Leben. Da gibt es den, der sich immer nach vorne spielt oder den Clown macht, den, der sofort immer alles aufräumt, oder den, der das Chaos hinterlässt.“ Beim Kochen entfalten sich eben auch Charaktere.

Richtig interessant wird es, wenn man zwei Kollegen, die sich nicht riechen können, ein Soufflé machen lässt. Plötzlich haben sie ein gemeinsames Ziel: Das darf nicht zusammen fallen! Erfolge können, Misserfolge müssen geteilt werden.

Im ersten Teil des Workshops geht es um Positionierungen, Gemeinsamkeiten, auch Unverträglichkeiten, um Denken und Fühlen, das Treffen von Entscheidungen. Danach wird’s lockerer. Hoffmann: „In der Küche wird geduzt.“ Aber lehrt nicht die alte Küchen-Psychologie, dass viele Köche den Brei verderben? „I wo“, meint Hoffmann: „Nicht, wenn jeder seinen eigenen Topf hat.“ Ein Gläschen Wein entspannt. Die Teilnehmer sehen sofort, was sie angerichtet haben. Anschließend müssen/dürfen sie die Suppe, die sie sich gemeinsam einbrockt haben, auch auslöffeln.

Andrea Gabriel, Chefin von „da cookste!“ mit langer Erfahrung in Vertrieb, Marketing und Personalführung, ist überzeugt von ihrem Konzept als Rezept: „Gemeinsames Kochen ist erfolgreiches Teamwork.“ Eine Erfahrung, die in der Pempelforter Kochschule auch schon die Personalchoachin Stefanie Schäfer gemacht hat mit ihrem Seminar „Da cookste & da coachste“. Den Titel „Cook&Coach“ hat sich Frank Lange patentieren lassen. Er nutzte ihn für seine Seminare in der Kochschule von Frank Petzchen über der „Komödie“ an der Steinstraße. Der Berater von Führungskräften ist Koch und Coach in Personalunion: „Unser Angebot richtet sich an Top-Leute. Den haben wir erst einmal vermitteln müssen, dass es hier nicht um eine Belohnung für Mitarbeiter geht, sondern um ernsthafte Inhalte, die auch Kunden schmecken.“

Das ist auch wichtig für die Abrechung. Die Teilnahme an dem dreistufigen Ganztages-Seminar kostete immerhin 710 Euro pro Teilnehmer. Dafür gibt’s Prozess-Training in der Küche und Reflexion beim gemeinsam zubereiteten Innovations-Dinner. Denn Essen kann bekanntlich als Belohnung empfunden werden.

Details zu allen Kursen und Anbietern finden sich im Netz:

dacookste.de proopter.de cookandcoach.de

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