Knatsch um den Kö-Lauf: Winschermann trabt ab

Kritik und Querelen gingen dem Macher des Rhein-Marathons auf die Nerven. Die Nacht nach dem Lauf konnte Winschermann schon nicht mehr schlafen, und so reifte in ihm der Plan, den "22. Kö-Lauf" im kommenden Jahr nicht mehr zu organisieren.

Düsseldorf. Der Tag danach war für den Chef-Organisator des 21. Stadtwerke-Kö-Laufes, Jan Winschermann, der Tag der Entscheidung. Und die fiel sehr überraschend aus, denn Winschermann warf am Montag hin. "Ich musste mich zu diesem Schritt entschließen, weil ich bei der Durchführung und Vorbereitung der Veranstaltung so viel Ärger hatte."

Die Nacht nach dem Lauf konnte Winschermann schon nicht mehr schlafen, und so reifte in ihm der Plan, den "22. Kö-Lauf" im kommenden Jahr nicht mehr zu organisieren. Auf Einzelheiten seiner Frustration und Verärgerung wollte er im Gespräch mit der WZ nicht eingehen. "Ich will erst einmal noch ein paar Tage Abstand gewinnen", so Winschermann.

Neben finanziellen Aspekten (die Firma Rhein-Marathon, deren Chef Winschermann ist, muss in jedem Jahr mit 20 000 Euro in Vorlage treten) gab es auch Beschwerden, die Winschermann sich persönlich anzog. Wie, dass die Duschen im Görres-Gymnasium zu klein seien, dass das Startgeld von zehn Euro zu hoch sei (seit Jahren nicht erhöht), dass es keine Teilnehmer-T-Shirts gebe und, und, und.

Winschermann beklagte im Gespräch mit der WZ die "Mitnahme-Mentalität" mancher Läufer und das übersteigerte Anspruchsdenken einiger Teilnehmer, deren Kritik Winschermann als höchst ungerecht empfindet.

Dabei hatte die Veranstaltung am Sonntag mit über 4000 Läufern organisatorisch perfekt geklappt und tollen Sport geboten. Wer nun den nächsten Lauf organisieren soll und vom Know-How her in Düsseldorf überhaupt kann, ist ungewiss. Den Marathon will Winschermann aber weiter veranstalten.

Oberbürgermeister Dirk Elbers wurde überrascht von der Nachricht. "Der Kö-Lauf ist eine traditionsreiche und gut besuchte Veranstaltung. Die Entscheidung ist wirklich schade", sagte das Stadtoberhaupt. "Jetzt muss man erst schauen, wie es weitergeht."

Christina Begale und Uli Wolter wollen nichts unversucht lassen, um Winschermann umzustimmen. "Winschermann ist ein Original, und ich kann mir keinen Besseren in dieser Position vorstellen", sagte die Geschäftsführerin der Düsseldorf Agentur für Sport und Marketing.

Auch Wolter, der Geschäftsführer des Stadtsportverbandes, setzt auf eine einvernehmliche Lösung. "Ich verstehe Winschermann nicht. Es gibt doch immer Reibungspunkte", so Wolter. "Aber das lässt sich doch alles in Gesprächen klären."

Jan Winschermann gilt als der unumstritten beste Organisator von Laufveranstaltungen in Düsseldorf. Er hat sogar den Marathon mit Hilfe der Stadt erfolgreich im internationalen Wettkampfkalender etabliert. Und auch der Kö-Lauf wird längst nicht mehr als zweitklassiges Jogger-Treffen verspottet. Umso trauriger ist, dass dieser Mann nun hinschmeißt und vom Kö-Lauf nichts mehr wissen will. Eine Kurzschlusshandlung oder die Summe von vielen kleinen Ärgernissen, die nur auf seinen Schultern abgeladen wurden. Es ist vielleicht noch nicht zu spät, ihn davon wieder zu befreien.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort