Klaus Reifers: Kanzler, Könige und St. Martin

Abschied: Klaus Reifers hatte sie alle - Kaiser, Bundespräsidenten und Promis. Der Protokollchef des Rathauses feierte Dienstag Abschied.

Düsseldorf. Dass beim Empfang für den Scheich kein Champagner gereicht wird und beim Besuch von Königin Silvia nicht die dänische Flagge flattert - 27 Jahre lang war Klaus Reifers als Protokollchef dafür zuständig, dass sich gekrönte Häupter, Bundespräsidenten und andere Prominente im Rathaus wohl fühlten. "Es ist auch nie etwas Schlimmes passiert. Ich bin sehr penibel. Und wenn es mal kleine Probleme gab, haben Außenstehende davon nichts gemerkt", erzählt der 64-Jährige. Dienstagabend feierte er seinen Abschied. Ganz bodenständig in der Hausbrauerei Schumacher.

Mehrere tausend Veranstaltungen hat Reifers organisiert, darunter die Rathaus-Empfänge für das japanische Kaiserpaar, die Königspaare aus Schweden oder Spanien, Prinz Albert von Monaco oder mehrere Bundespräsidenten. Ein absoluter Höhepunkt für ihn war die Verleihung des Heine-Preises an die Journalistin und Schiftstellerin Marion Gräfin Dönhoff. Reifers: "Da waren unheimlich viele prominente Gäste gekommen, darunter Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt und Schriftsteller Lew Kopelew."

Eine besonders intensive Begegnung hatte Reifers mit Carl Friedrich von Weizsäcker, der 1983 ebenfalls den Heine-Preis erhielt. Der Wissenschaftler und Philosoph hatte sich in seinem Termin-Kalender vertan und war zu früh zum Abendessen im Steigenberger Parkhotel erschienen.

"Er hat sich dann mit mir hingesetzt und gesagt, ich solle ihm erst einmal in Ruhe erzählen, was bei der Preisverleihung eigentlich passiert", erzählt Reifers, "wir haben uns eine ganze Stunde lang unterhalten." Weizsäcker sei ein sehr netter und bescheidener Mann gewesen: "Das war eine der Sternstunden für einen Protokollchef."

Nicht immer ging es so gesittet zu. Denn Reifers organisierte nicht nur die gediegenen Empfänge, sondern war auch zuständig, wenn es etwas zu feiern gab. So richtig rund ging’s im Rathaus, wenn die DEG Deutscher Meister geworden war: "Da war der Rathausplatz voll und die Menschen drängten sich bis zum Uerige." 1990 stockte Reifers dabei sogar einmal der Atem: Die Eishockey-Cracks um Peter John Lee und Chris Valentine nahmen ihren Trainer Peter Johannson auf die Schulter und schoben ihn mitten in die Fans rein: "Aber zum Glück ging alles gut und der Trainer kam wohlbehalten zurück."

Wenn Reifers an die schönsten Momente seiner Amtszeit denkt, fallen ihm aber keine prominenten Namen ein: "Die Martins-Empfänge waren für mich immer etwas ganz Besonders. Wenn die vielen Kinder mit leuchtenden Augen ins Rathaus kamen, wurde mir immer ganz warm ums Herz." Gleich danach gab’s mit dem Hoppeditz-Erwachen dann das Kontrast-Programm.

Seinen Abschied feierte Reifers gestern privat, eine offizielle Verabschiedung im Rathaus fand trotz der insgesamt 35 Dienstjahre nicht statt. Denn zum Schluss gab es einige Misstöne. Wie Reifers sagt, sollte er nach der letzten Sitzung des alten Rates am 24. September praktisch über Nacht sein Büro für den neuen Protokollchef räumen: "Das hat mich tief getroffen. Ich hätte ein wenig mehr Respekt erwartet."

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