Messe Ein Klangkünstler mit Botschaft zeigt Wassermusik auf der Boot 2020 in Düsseldorf

Düsseldorf · Am Stand von Konrad Zimmermann wird Wasser zu Musik verarbeitet. Mit Unterwassermikrophonen kann er die Geräusche einfangen und verstärken.

 Konrad Zimmermann an seinem Stand mit Aquarium und Instrumenten auf der Boot.

Konrad Zimmermann an seinem Stand mit Aquarium und Instrumenten auf der Boot.

Foto: Carolin Scholz

Während auf der Boot Yachten bestaunt und Surfbretter ausprobiert werden, muss man in Halle 11 am Stand von Konrad Zimmermann schon etwas genauer hinsehen. Wabernde Klänge gibt es hier zu hören. Ein Rauschen, ein Gluckern, ein Tropfen, ein klares Klingen. Und alles kommt nur aus dem Aquarium, dass am Stand steht.

Konrad Zimmermann ist eigentlich gelernter Schau-Werbe-Gestalter. Doch die Musik hat den heute 61-Jährigen schon lange begleitet. Privat wie an Stationen in seinem Berufsleben. Seit einigen Jahren hat er die Unterwasser-Klangkunst für sich entdeckt – und musiziert auf selbst konstruierten Instrumenten. Das Aquarium auf der Boot ist eines davon.  Das Geheimnis seiner Musik ist ein sogenanntes Hydrophon, ein Unterwassermikrofon. Anfangs erzeugte er die Töne noch mit normalen Mikrofonen. Doch die dürfen nicht nass werden – daher müssen sie sehr nah ans Wasser herangehalten werden, damit sie den Klang überhaupt auffangen. Auf einer Messe in Amsterdam habe er dann 2010 die Wassermikrofone entdeckt. Die werden eigentlich eher zu Forschungszwecken eingesetzt. Etwa, um die Kommunikation zwischen Meerestieren zu untersuchen. „Ich fand, die Klänge, die man damit erzeugen konnte, einfach großartig“, erinnert sich Zimmermann. Die Idee, die Geräte für Musik und eben nicht nur für Forschung zu nutzen, stieß bei den Herstellern erst auf Erstaunen, dann auf Begeisterung.

Für das Musizieren reicht Konrad Zimmermann das Aquarium, das mit Wasser gefüllt ist. Darin liegt auch noch Sand, außerdem ein Stoff und ein paar Steine. Im Becken ist zudem des Hydrophon angebracht, das die Geräusche verstärkt. Die Klänge lassen sich dann schon mit den Händen erzeugen. Etwa, wenn man die Hand ins Wasser taucht oder auf die Wasseroberfläche klopft. Fährt man durch den Sand auf dem Boden des Beckens, gibt es ein angenehmes Rauschen. Tropfen auf der Wasseroberfläche klingen klar und verstärkt.  Zusätzlich hat er noch weitere Instrumente dabei. Klangschalen zum Beispiel mit verschiedenen Schlägeln. Zwei Tongue-Drums, eine Art geschlossene Metall-Schale, auf deren Oberfläche halbrunde Zungen eingeschnitten sind, auf denen man Melodien spielen kann. Auch eine Tempelglocke  liegt bereit.  Viele Kinder interessieren sich für die Klangexperimente. Sein Stand ist auf der Boot Teil der Nachhaltigkeitsinitiative „Love your Ocean“, die verschiedene Workshops rund um den Meeresschutz anbietet. Denn trotz der schönen Klänge, die sich mit  Zimmermanns Unterwasser-Instrumenten erzeugen lassen, steckt dahinter auch eine ernste Botschaft.

„Vielen ist nicht bewusst, wie laut es unter Wasser ist“, sagt Zimmermann. Steht man irgendwo an einem Hafen, hört man vielleicht ein Klappern und Scheppern der Schiffe. Mit dem Hydrophon unter Wasser merkt man aber: „Da ist ein Höllenlärm.“ Etwa an Ölbohrinseln kann das für Tiere zum echten Problem werden. Auf manchen davon gebe es etwa Bohrer, die eher in den Boden stoßen, andere machen eine geschmeidigere Bohrbewegung. Die Geräusche, die dabei erzeugt werden sind unterschiedlich laut. Das Stoßen kann mit seinem Lärm dazu führen, dass Tiere, die unter Wasser kommunizieren, dies dort nicht mehr tun können – und entweder verschwinden oder ihr Gehör verlieren. Darauf wolle er mit seinen Experimenten hinweisen.

Zum Thema Umwelt- und Meeresschutz plant er aber schon ein neues Projekt. Mit Hilfe seiner Instrumente will er ein Hörspiel aufnehmen, das eine kuriose Geschichte aus der Vergangenheit des Rheins zum Thema hat. 1966 hat sich ein Beluga-Wal in den Rhein verirrt und alle über Wochen in Atem gehalten. Im Nachhinein betrachten das viele als Wendepunkt im Gewässerschutz. Denn nachdem man an diesem Wal beobachten konnte, wie das schmutzige Wasser ihm zusetzt, wurde sich danach mehr für die Sauberkeit des Gewässers eingesetzt. In Konrad Zimmermanns Hörspiel geht es um den Beluga-Wal, den er „Rheinheart“ nennt, der von „Mutter Meer“ beauftragt wurde, den Rhein hinaufzuschwimmen und die Menschen dort wachzurütteln.

 Im Mai 1966 hatte der weiße Wal im Rhein die Republik tagelang beschäftigt. Zuerst war er bei Duisburg gesichtet worden.

Im Mai 1966 hatte der weiße Wal im Rhein die Republik tagelang beschäftigt. Zuerst war er bei Duisburg gesichtet worden.

Foto: DB dpa
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