Plakate und Beratungsangebote Neue Kampagne gegen Gewalt gegen Kinder

Düsseldorf · Auch Demütigungen führen zu massiven Langzeit-Folgen. Der Kinderschutzbund setzt auf Aufklärung.

Setzen sich für Kinderwohl ein: Bettina Erlbruch, Michael Becker, Simone Bagel-Trah, Hauke Duckwitz (v.l.).

Setzen sich für Kinderwohl ein: Bettina Erlbruch, Michael Becker, Simone Bagel-Trah, Hauke Duckwitz (v.l.).

Foto: Susanne Diesner

Mit einer Kampagne will der Kinderschutzbund (KSB) auf die Folgen von psychischer Gewalt in der Erziehung aufmerksam machen „Demütigungen, Liebesentzug, Misstrauen und Drohungen können genauso zu massiven Langzeitfolgen bei Heranwachsenden führen wie Schläge oder sexuelle Übergriffe“, sagt KSB-Geschäftsführerin Bettina Erlbruch. Mit Sätzen wie „Wenn du jetzt frech wirst, dann knallt es“ beginne bereits die Gewalt. Denn das Kind fühle sich nach solchen Ansagen oft wertlos, ungeliebt und unerwünscht. „Allerdings wird diese Art von Gewalt von vielen Eltern nicht als solche wahrgenommen“, meint die Expertin und hofft darauf, dass das Thema mit Hilfe der großflächigen, über das Stadtgebiet verteilten Plakate stärker ins Bewusstsein rückt.

Rund die Hälfte der Beratungen der Düsseldorfer KSB-Gruppe dreht sich um körperliche und seelische Gewalt gegen Heranwachsende. „Massive Übergriffe, wie Stockschläge, sind inzwischen selten, aber die Ohrfeige und der so genannte Klaps auf den Po finden auch in Düsseldorf tagtäglich statt“, so Erlbruch. Hinzu kämen viele Übergriffe durch Beschimpfungen und Verbote. „Auch diese Art von Gewalt in der Erziehung schafft keine Einsicht bei Kindern. Sie zeigt bloß, wer der Stärkere ist“, betont Hauke Duckwitz, Kinderneurologe und Vorsitzender des Düsseldorfer KSB. Ist der Schaden eingetreten, stehen die Familien noch vor dem nächsten Problem: Für Kinder und Jugendliche fehlen Therapieplätze. „Düsseldorf ist eine wachsende Stadt, doch die psychosoziale und therapeutische Versorgung wächst nicht mit“, schreiben die Experten der Stadt in einer Vorlage für den Jugendhilfeausschuss. Dabei gebe es nicht zu wenig Therapeuten, sondern zu wenige Kassensitze, die es den Fachkräften ermöglichten, Behandlungen mit der Krankenkasse abzurechnen. Damit eine Therapie nicht notwendig wird, setzt der KSB auch beim Thema psychische Gewalt auf Prävention. In der Seminarreihe „Starke Eltern – starke Kinder“ und im Workshop „Stärke statt Macht“ lernen Eltern, wie sie in der Erziehung so Grenzen setzen, dass der Nachwuchs keinen Schaden nimmt.

(jj)
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