Ferien Kinder lernen die Kunst des Drachenbauens

Düsseldorf · Düsseldorfer Kinder basteln bei der Aktion am Rheinufer eigene Drachen. Am Freitag fliegen sie alle gemeinsam am Himmel.

Das Lieblingsmotiv von Vincent More ist Creeper, einMonster aus dem Video-Spiel Minecraft.  Fotos: Melanie Zanin

Das Lieblingsmotiv von Vincent More ist Creeper, einMonster aus dem Video-Spiel Minecraft. Fotos: Melanie Zanin

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Müllsäcke sind derzeit das beliebteste Kleidungsstück auf den Oberkasseler Rheinwiesen am Kaiser-Wilhelm-Ring. Denn es ist das einzige Kleidungsstück, das wirklich vor Farbe schützt und davon wird bis zum Ende der Woche eine Menge verbraucht. Bereits zum 23. Mal findet dort das Drachenkunstprojekt „Bilder am Himmel“ statt. Die kleinen Maler bauen und bemalen ihre Lieblingsdrachen und lassen sie gemeinsam am Freitag von 11 bis 13 Uhr bei der großen Abschlusspräsentation in den Himmel steigen.

Am wichtigsten ist für den Initiator das Bemalen der Drachen

Vincent More ist einer der kreativen Nachwuchskünstler. Er malt ein Monster aus seinem Lieblingsvideospiel „Minecraft“. In dem Spiel kann der Spieler Konstruktionen aus zuckerwürfelförmigen Blöcken in einer 3D-Welt bauen. Außerdem kann der Spieler diese Welt erkunden und gegen Monster kämpfen. Und so ein Monster ziert auch seinen Drachen. Die Augen sind schwarz und quadratisch, der Mund ist aus schwarzen Rechtecken. Der Rest des Gesichtes ist Grün. „Das Besondere an dem Monster ist, dass es explodiert, wenn man in seine Nähe kommt“, erklärt der Zehnjährige. Das wird aber hoffentlich bei dem Drachen nicht passieren.

1986 hat Hans-Peter Rams diese Aktion ins Leben gerufen. Für ihn geht es nicht so sehr um das Bauen der Drachen, sondern um das Bemalen. „Dies ist für mich mehr ein Kunstprojekt.“ Dass man in diesen Tagen noch mit einem T-Shirt durch die Gegend laufen kann, freut ihn besonders: „Wir hatten noch nie so ein schönes Wetter wie in diesem Jahr. Vor einigen Jahren ist uns sogar mal die Farbe eingefroren, so kalt war es.“

Der Kunstlehrer möchte mit dieser Veranstaltung ein traditionelles Spielgerät am Leben halten. „Heutzutage ist die Welt hochtechnologisiert. Das merken wir auch bei den Motiven, die die Kinder malen. Meistens sind es die Lieblingsfiguren aus ihrem Videospiel.“ Ganz hoch im Kurs ist in diesem Jahr „Fortnite“. Ein typisches Ballerspiel, bei dem die Überlebenden einer Katastrophe sich gegen Zombies verteidigen müssen. Und das geht am besten, wenn man sie abschießt.

In mehreren Stationen wird an dem Drachen gearbeitet. In der ersten wird das Papier mit wasserfester Farbe bemalt. Dann muss natürlich auch noch ein Gerüst gebastelt werden. Das passiert in Station zwei. Dabei wird an allen vier Ecken ein sechs Millimeter dünner Holzstab fixiert, der dem Bauwerk Stabilität geben soll und mit Klebeband fixiert. Außerdem werden noch vier Schlaufen befestigt, die am Ende zusammenlaufen. Wichtig ist, dass alle Bauteile symmetrisch angebracht werden. In der letzten Station werden dann die Schwänze montiert, die in der Regel sechs Meter lang sind und aus alten Plastik-Absperrbändern gemacht sind.

Spannend geht es bei den Himmelsriesen zu. Dort arbeiten 22 Kids der Willi-Fährmann-Grundschule an einem riesigen Drachen der acht mal 1,5 Meter, also zwölf Quadratmeter groß ist. Unterstützt werden sie dabei von der Künstlerin Gerlinde Demel. „Die Kinder haben sehr originelle Ideen und sind sehr kreativ.“ Doch damit nicht alles durcheinander läuft, werden erst einmal alle Ideen gesammelt. Dann wird eine Skizze entworfen und auf den Drachen gezeichnet. „Die Kinder malen diese Entwürfe dann aus.“ Dazu benutzen sie Pinsel und Schwämme. Die Farbe muss allerdings ganz dünn aufgetragen werden. „Wegen der Flugeigenschaften. Außerdem bröckelt die Farbe ab, wenn sie zu dick aufgetragen wird und getrocknet ist“, verrät Dehmel.

Täglich von 10 bis 16 Uhr wird auf den Rheinwiesen gebastelt, was das Zeugs hält, bevor die bunten Fluggeräte dann am Freitag präsentiert werden. Die Teilnahme ist für jedes Kind kostenlos. Verpflegen müssen sie sich aber selbst. Und bis dahin bauen die kleinen Künstler jede Menge Drachen. Etwa 200 Kinder kommen jeden Tag. Vanessa (11) ist besonders fleißig: „Ich schaffe zwei Stück am Tag.“ Und wenn sie den fertigen Drachen dann in den Händen hält, überkommt sie jedes Mal ein ganz besonderes Gefühl. „Von jedem neuen Drachen geht ein Zauber aus, wenn er denn fliegt.“

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