Gericht Keine Liebe fürs Geld: Klage

Partnervermittlung soll einsame Männer abgezockt haben. Kaufmann muss 2500 Euro zahlen.

Gericht: Keine Liebe fürs Geld: Klage
Foto: Andreas Bischof

Düsseldorf. Auf die große Liebe in Polen hofften einsame Männer, die sich bei einer Düsseldorfer Partnerschaftsagentur meldeten. 488 Euro kostete die erste Vermittlung einschließlich der Fahrt im Sammeltaxi nach Polen. Doch oft war die Enttäuschung groß. Denn die Herzdamen sollen in Wirklichkeit gar nicht existiert haben. Wegen Betruges in 18 Fällen musste sich gestern ein 59 Jahre alter Kaufmann vor dem Amtsgericht verantworten, weil sich Kunden über den Leisten gezogen fühlten.

Auf die Spur gekommen war die Staatsanwaltschaft, weil sich in einem Internet-Forum die Klagen über die Agentur häuften. Dort beschwerten sich immer wieder Männer, dass sie nicht die Frauen kennengelernt haben, die in der Kontaktliste der Agentur vorgestellt wurden. Angeblich soll ein Teil der Profile sogar gefälscht worden sein.

Der Kaufmann wies gestern jede Schuld von sich. Er habe sich lediglich um die Kunden in Düsseldorf gekümmert: „In Polen haben wir dann mit fünf verschiedenen Agenturen zusammengearbeitet.“ Die seien auch für die Betreuung der Frauen verantwortlich gewesen.

Teilweise wurden die heiratswilligen Herren mit einem Sammel-Taxi nach Breslau gebracht. Dort seien sie in die Obhut von „Donata“ gegeben worden. Ähnlich wie beim Scheunenfest der RTL-Soap „Bauer sucht Frau“ wurden die Kunden dann im Hotel den Polinnen vorgestellt.

„Natürlich haben sich nur die gemeldet, die nicht zufrieden waren “, räumte der 59-Jährige ein. Dass es nicht zu dauerhaften Beziehungen kam, habe auch an den Männern gelegen. So hätten einige bei den eigenen Profilen gemogelt. Darunter ein Rollstuhlfahrer, der seine Behinderung verheimlicht und nur ein Porträtfoto ins Netz gestellt hatte. Auch mit den Manieren habe es gehapert: „Man kann nicht am ersten Abend beim Essen gleich über Erotik sprechen. Das funktioniert nicht.“

Letztendlich konstatierte auch der Richter, dass es sehr schwierig sei, einen bewussten Betrug nachzuweisen. Zumal ein Teil des Geldes auch an die Agenturen in Polen gezahlt wurde. Gegen Zahlung von 2500 Euro wurde das Strafverfahren eingestellt. Der Kaufmann hat die Partnervermittlung inzwischen aufgegeben. Er arbeitet nach eigenen Angaben jetzt in der Seniorenhilfe.

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