Im Henkel-Saal Karnevalströdel: Handgemachtes und Individuelles für die fünfte Jahreszeit

Düsseldorf · Im vollen Henkel-Saal war beim ersten Düsseldorfer Karnevalströdel schon Mitte Januar närrische Stimmung bei der Suche nach dem diesjährigen Kostüm.

 1. Düsseldorfer Karnevalströdel, Henkel Saal. Colette Borchardt näht Jacken aus Bademänteln. Elisabeth Gisbert aus Hilden probiert an.

1. Düsseldorfer Karnevalströdel, Henkel Saal. Colette Borchardt näht Jacken aus Bademänteln. Elisabeth Gisbert aus Hilden probiert an.

Foto: Michaelis, Judith (JM)

Zwar beginnen erst am 28. Februar mit Altweiber die großen Karnevalsfestivitäten, doch auch jetzt schon haben viele kaum etwas anderes im Kopf. Beim ersten Düsseldorfer Karnevalströdel der Benrather Schlossnarren, der am Sonntag zum ersten Mal im Henkel-Saal stattfand, ging deswegen schon zum Startschuss um 11.11 Uhr die Warteschlange quer über die Ratinger Straße.

Bei drei Euro Eintrittspreis pro Erwachsenen bedienten im überfüllten Henkel-Saal die in voller Karnevalsmontur eingekleideten Veranstalter und Verkäufer die Kunden und boten Kostüme, Karnevalsanzüge und Accessoires an, während im Hintergrund die Klassiker des Düsseldorfer Karnevals spielten. In der etwas leereren und ruhigeren Ecke des Henkel-Saals gab es außerdem noch ein Food-Corner, damit die Karnevalsgänger auch möglichst die Energie haben, die volle Zeit von 11.11 Uhr bis 18.11 Uhr durch den Saal zu bummeln.

Alternative Kostüme und
interkultureller Anspruch

Frank Lasogga (55) ist ein Fan von alternativen Karnevalsveranstaltungen, besucht die legendäre Stunksitzung in Köln oder auch die Sitzungspartys der KG Regenbogen der homosexuellen Karnevalisten. Er findet deswegen auch die vielen handgemachten Kostüme und Accessoires eine schöne Bereicherung der Karnevalskultur: „Hier ist es originell, bunt und vielfältig. Eine angenehme Abwechslung. Für Karneval wird ja leider auch viel Mist produziert.“ Ein persönliches Highlight für ihn waren die selbstgemachten Narrenkappen von Elke Spantig, die sie aus verschiedenen Stoffen herstellt und daher jede Kappe einzigartig ist. Tatsächlich boten die rund 40 Aussteller kaum Plastikprodukte an und strickten oder nähten fast all ihre Produkte selbst.

Beim Karnevalströdel fanden auch fremde Karnevalskulturen ihren Platz, wie die brasilianische Sambakultur mit buntem Federschmuck - oder auch die aus Köln. Spantig selbst kommt aus Köln und verkauft ihre närrischen Kopfbedeckungen in beiden Städten: „Narrenkappen sind doch für jeden etwas Schönes.“ An einer Kappe arbeitet sie drei bis vier Stunden lang, sucht aber ständig nach neues Stoffen, um möglichst unterschiedliche Kappen herzustellen.

Auch Colette Borchardt aus Stommeln, genau zwischen Köln und Düsseldorf, setzt auf das Überbrücken der Grenzen und auf Kreativität mit ihren „Garde-Bademänteln“. Für die Garde-Uniformen aus Bademänteln schneidert sie die Mäntel enger, damit sie wie die Uniformen sitzen, verziert sie dann im Stil der Uniformen und macht aus dem überschüssigen Stoff eine passende Narrenkappe. Ihre Idee entstand aus einer kreativem Umgehung karnevalistischer Tradition: „Ich wollte immer so eine Garde-Uniform haben. Mein Mann, der Karnevalist ist, hat mir erklärt, dass ich auf keinen Fall eine haben darf, ohne in einer Garde zu sein. Da hab ich mir einfach meine eigene gemacht.“ Seitdem bekommt sie jährlich rund 100 Anfragen für ihre zweiteiligen Uniformen und hat  deshalb einen Kleinbetrieb eröffnet. Sie verkauft aber, wie fast alle Aussteller, nur nebenberuflich ihre Kostüme und kann es sich deswegen leisten, weniger Garde-Bademäntel mit mehr Aufwand herzustellen.

So wie Lasogga waren bei diesen aufwändigen Produkten die Besucher mit der Premiere des Trödels zufrieden. Bei der Nachfrage ist eine Neuauflage also durchaus wahrscheinlich.

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