Kampf gegen Düsseldorf-Klischees

Viel Leistung und Materielles: Die Republik hat von Düsseldorf ein altes Bild im Kopf. Das soll sich ändern.

Düsseldorf. Düsseldorf ist weltoffen, facettenreich, schick, erfolgreich, professionell, elitär und luxuriös, kultiviert und genießerisch. Das denken die Menschen in Deutschland hauptsächlich, wenn sie an die NRW-Landeshauptstadt denken. „Das Bild ist eindimensional“, sagt Uli Mayer-Johanssen klipp und klar. „Hauptsächlich auf Leistung und Materielles bezogen.“

Die Professorin gehört zur Agentur MetaDesign, die innerhalb des letzten Jahres mit Düsseldorfern, aber vor allem mit mehr als 1700 Menschen bundesweit Interviews durchgeführt hat. Sie hat herausgefunden, dass vieles, was die Menschen in Düsseldorf an ihrer Stadt schätzen und lieben, außerhalb der Stadtgrenzen kaum bekannt ist. „Dabei fahren hier doch nicht alle den ganzen Tag mit dicken Autos und essen abends Kaviar“, hieß es am Mittwoch bei der Präsentation im Rathaus.

Nein, das tun sie nicht. Aber das Bild (Image), das die Bundesbürger im Kopf haben, stammt aus den achtziger/neunziger Jahren: Viel Arbeit und abends feiern — dabei bestimmen längst Begriffe wie „Work-Life-Balance“, also das Miteinander von Leben und Arbeiten, die Gespräche, wenn es um Lebensentwürfe geht. Städte wie Hamburg, Köln oder München lösen in den Köpfen ganz andere Assoziationen aus, die Lebensfreude und Bindung (Tradition, Nähe, Geborgenheit) zugehören.

„Wir haben vielleicht in der Kommunikation in den letzten Jahren Fehler gemacht“, sagte Oberbürgermeister Dirk Elbers am Mittwoch selbstkritisch, „und wir haben auch keine abgestimmte Kommunikationsstrategie.“ Er will die Anregungen der 140 000 Euro teuren Studie aufgreifen und nicht nur innerhalb der Stadtverwaltung, sondern auch bei den Töchter wie Sparkasse, Flughafen und Messe sowie mit der Kulturszene diskutieren. Der Auftakt dazu war Mittwochabend im Rathaus.

Was am Ende dabei herauskommt, ist offen. Wichtige Hinweise aber gibt MetaDesign. Düsseldorf soll mit Leistung und Lebenskunst (Kultur, Rhein, Genuss) punkten, aber zur Erdung stärker die Bindungsmerkmale wie Toleranz, Gastfreundschaft, rheinische Mentalität und Kulturpflege ausspielen. Als Kernsatz destilliert wird die Leitidee: „In Düsseldorf kann man weltoffen und heimatverbunden, kreativ und genussvoll, anpackend und entspannt — einfach reicher — leben.“

Elbers geht mit diesen Hinweisen offensiv um. Er hält es nicht für zwingend erforderlich, dass Düsseldorf in der ganzen Welt bekannt ist, wie dies sein Vorgänger Joachim Erwin noch am liebsten gehabt hätte. Und wenn bald ein neues Stadtdesign erstellt wird, soll die eigene Herkunft wieder ein Rolle spielen — das Stadtwappen mit dem Bergischen Löwen wird dann vermutlich wieder in den Fokus rücken.

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