JVA Düsseldorf: 470 Gefangene ziehen an nur einem Tag um

Das neue Gefängnis ist fertig, Anfang Februar geht dort der Betrieb los. Anlass für Freude — und etwas Wehmut.

Düsseldorf. Über hundert Jahre hat die Ulmer Höh’ ihren Dienst im Strafvollzug getan. Jetzt sagt der NRW-Justizminister über das Gefängnis in Derendorf: „Es ist schlicht nicht mehr zeitgemäß.“

Bei aller Nostalgie: Jeder, der den Knast aus dem Jahr 1893 in der vergangenen Dekade besucht hat, weiß, dass es die Wahrheit ist. Noch besser weiß es Anstaltsleiter Bernhard Lorenz: „Es wird Zeit, die Schadensmeldungen mehren sich.“ Und er fügt leise hinzu: „In mein Büro regnet es schon rein.“

Der Neubau der „JVA Düsseldorf“ kurz hinter der Stadtgrenze zu Ratingen ist fertig, gestern durfte der moderne Riesenknast erstmals besichtigt werden. „Der Umzug läuft bereits“, sagt Lorenz. Die Archive etwa sind bereits an der Oberhausener Straße in dem 180-Millionen-Euro-Neubau. Aber auch viele der Bediensteten üben ihre Arbeit schon in dem noch leeren Gefängnis aus.

Wie Harald Soodt. Der Vollzugsmitarbeiter hat 1978 in der Ulmer Höh’ angefangen — damals hieß es schon, ein Umzug stehe kurz bevor. Sein Arbeitsplatz war damals nur ein Stehpult auf dem Gang. Seitdem wurden zwar Zellen zu Büros umgewidmet. „Aber alles ist provisorisch“, sagt Soodt.

So sieht es auch bei Küchenleiter Thorsten Weigelt aus, der seit 1991 in der Ulmer Höh’ kocht: „Wir retten uns nur noch in den Februar.“ Aus der alten Anstalt nimmt er fast nichts mit, alles ist neu.

Einzig Sportübungsleiter Jürgen Gleis, der seit 28 Jahren im Derendorfer Gefängnis arbeitet, ist ein bisschen wehmütig. Denn durch die Kreuzform der Gänge in der Ulmer Höh’ begegneten sich alle Mitarbeiter ständig in der Zentrale, die neue JVA ist kleinteiliger in Abteilungen gegliedert. „Einige Kollegen sehe ich wohl nur noch auf dem Parkplatz.“

Und doch: Anfang Februar wird es so weit sein. Das Datum für den Gefangenenumzug hält Lorenz geheim. „Die 470 Inhaftierten packen unter Aufsicht ihre Kisten, steigen mit ihrem Waschzeug in einen Bus, fahren zehn Minuten und steigen wieder aus.“ Ihr Fernseher werde ihnen dann so schnell wie möglich nachgeliefert.

Lorenz hofft, dass in der Übergangszeit „nur“ die rund 470 Gefangenen aus der Ulmer Höh’ im Haus sind, bevor die JVA schrittweise ihre Kapazität von 855 Inhaftierten erreicht. Denn trotz der intensiven Schulung „wird nach dem Umzug alles neu sein“, glaubt der Leiter.

Abgeschlossen ist der Umzug damit aber noch nicht. Lorenz: „Wir sind in der Ulmer Höh’ Mieter und müssen alle Mietereinbauten herausnehmen.“ Dazu gehört auch die Sicherheitstechnik. „Dafür werden wir mehrere Wochen brauchen.“ Dann wird das Gefängnis — quasi besenrein — an den Bau- und Liegenschaftsbetrieb übergeben.

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