Junger Grübler beeindruckt am Klavier

Filippo Gorini spielt Beethovens „Hammerklaviersonate“ im Schumann-Saal.

Junger Grübler beeindruckt am Klavier
Foto: Robert Schultze

„Talente entdecken“ heißt die neue Reihe, die die Leitung des Robert-Schumann-Saals gemeinsam mit der Konzertagentur Heinersdorff mit Beginn der aktuellen Saison ins Leben gerufen hat. Zu entdecken sind junge Pianisten, die kürzlich internationale Klavierwettbewerbe gewonnen haben. Jetzt kam der Italiener Filippo Gorini nach Düsseldorf. Er hatte im Jahr 2015 beim Beethoven-Wettbewerb Bonn zwei Medaillen abgeräumt: den 1. Preis der Jury und noch den Publikumspreis.

Besonders gut besucht ist der Saal nicht. Offenbar gibt es in Düsseldorf kein großes Publikum für Talente, deren Namen noch nicht durch alle Vermarktungs-Instanzen gejubelt wurden. Anwesend war ein recht kleiner Kreis Interessierter. Und dieser wurde reich belohnt durch ein Klavierspiel, das nicht nur von technischer Souveränität zeugt, sondern auch tief hinein führt in die Wunderwelt großer Werke.

Mit das Schwerste und Komplexeste, was ein Pianist spielen kann, ist die sogenannte „Große Sonate für das Hammerklavier“ B-Dur op. 106 Ludwig van Beethovens. Was der letzte Wiener Klassiker da im Alter und längst ertaubt zu Papier brachte, kratzt nicht nur an der Romantik, es wirft seine Schatten auf die Moderne voraus. Leicht ins Ohr geht das 45-minütige Opus nicht, und der Pianist muss das Werk in allen Schichten begreifen, um es dem Hörer verständlich zu machen. Der 22 Jahre junge Gorini wirft sich nicht nur in diese Schlacht, er geht auch als Held aus ihr hervor.

Für den sehr langen langsamen Satz (Adagio sostenuto) wählt Gorini ein Tempo, das noch getragener ist als in vielen anderen bekannten Interpretationen. Das ist kühn, zieht es den Satz doch noch weiter in die Länge. Aber Gorini spielt so spannungsvoll und klanglich differenziert, dass keine Ermüdungserscheinungen beim Hören auftreten. Die äußerst schwierige Schluss-Fuge, aus der Gorinis berühmter Lehrer Alfred Brendel einmal live ausgestiegen ist, meistert Gorini tadellos und höchst eloquent.

Vor der Pause erklingen Spätwerke der Romantik: Robert Schumanns Geistervariationen und die Klavierstücke op. 116 von Johannes Brahms. Schumanns letztes Opus vor Einweisung in die Nervenheilanstalt spielt Gorini sehr langsam und nachdenklich, geradezu vergrübelt. Man merkt: ein sehr ernsthafter junger Musiker sitzt hier am Flügel. Er hat das Zeug dazu, ein ganz Großer am Klavier zu werden — wenn er es nicht schon ist.

Das nächstees Konzert der Reihe „Talente entdecken“ findet am Donnerstag, 15. März, 20 Uhr, im Schumann-Saal statt. Zu hören ist Julian Trevelyan, Gewinner beim Grand Prix Marguerite Long, Paris.

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