Workshop Junge Flüchtlinge trainieren, Konflikte friedlich zu lösen

Wenn viele Menschen eng zusammenleben, kann das zu Streit führen. Bilke Colak bringt den Jugendlichen bei, damit umzugehen.

Workshop: Junge Flüchtlinge trainieren, Konflikte friedlich zu lösen
Foto: DY

Düsseldorf. Dreizehn Schüler sind heute zum Deeskalationstraining beim Verein Boxsport Athletic gekommen. Die Jugendlichen sind zwischen 16 und 18 Jahre alt und haben eins gemeinsam: Sie sind Flüchtlinge.

„Die Schüler kommen von überall her“, sagt Stefanie Schmidt, ihre Lehrerin am Robert-Schmidt-Berufskolleg in Essen. „Aus Syrien, Albanien oder Serbien. Ein Schüler war drei Jahre lang zu Fuß aus Guinea auf dem Weg.“ Durch die verschiedenen kulturellen Hintergründe und Vorgeschichten gebe es manchmal Konflikte untereinander. Darauf müsse schnell reagiert werden, weiß auch Sozialpädagoge Bilge Colak, der das Training leitet. Oft wohnten die Jugendlichen in Flüchtlingsheimen mit vielen Menschen auf beengtem Raum. Da seien Konflikte programmiert.

Zuerst probiert Colak aus, wie die Jugendlichen auf Provokation reagieren. Alle stellen sich in einem großen Kreis auf und Colak beginnt, einzelne mit Blicken, Worten und Schubsen zu provozieren. Einer lacht, mancher weicht aus, andere gehen auf Konfrontation. Danach wird über die Situation gesprochen. „Manchmal kann man sowas mit Worten lösen. Manchmal klappt das aber nicht“, sagt zum Beispiel Ricardo (17). Er kommt aus Serbien. Er sagt, er fühle sich oft nervös oder aggressiv. Bei Streit wolle er ja auch nicht, dass der andere zuerst zuschlägt. Eigentlich weiß er, dass das keine gute Lösung sei. Colak erklärt, es sei gut, sich nicht einschüchtern zu lassen. Trotzdem sei es aber wichtig, zu zeigen, dass man keine körperliche Auseinandersetzung will.

Hussam (17) geht mit Ricardo in eine Klasse. Er kommt aus Syrien, ist aber eigentlich Palästinenser. „In Syrien war es in meinem Umfeld oft normal, Probleme mit Gewalt zu lösen“, sagt er. Da sei manchmal nicht lange geredet worden. Mit seinen Klassenkameraden in Deutschland verstehe er sich aber gut und es gebe nicht so oft Probleme.

Schmidt kennt die Konflikte, ihrer Schüler. „Sie sprechen oft nicht die gleiche Sprache und auch noch nicht so gut deutsch“, sagt sie. Auf der non-verbalen Ebene komme es dann zu Missverständnissen. Je nach Hintergrund reagieren die Schüler dann unterschiedlich auf solche Missverständnisse.

Colak ist es wichtig, rechtzeitig auf das Konfliktpotenzial zu reagieren und den Jugendlichen zu zeigen, wie sie sich verhalten können, so dass es zu keiner gewaltsamen Auseinandersetzung kommt. Außerdem tue es den Jugendlichen gut, sich beim Verein mal ein bisschen an den Sandsäcken auspowern zu können.

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