„Jugend ohne Gott“ im Düsseldorfer Schauspielhaus
Regisseur Kristo Sagor hat sich den Stoff von Ödön von Horváth vorgenommen.
Düsseldorf. Wenn Menschen nicht mehr sagen, was sie denken, besteht die Gefahr einer Diktatur. In einer solchen Situation befinden sich die Schüler, die Ödön von Horváth in seinem dritten Roman „Jugend ohne Gott“ beschreibt. Das Werk spielt 1934. 15 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, der „Urkatastrophe“ des 20 Jahrhunderts, wie Historiker meinen. In einer Zeit also, in der viele, angesichts der Millionen von Toten auf den Schlachtfeldern, den Glauben an Gott verloren hatten. Und sich dem Nationalsozialismus, der neuen Pseudoreligion, zuwandten.
Viele Zweifler passten sich ängstlich an, verharrten in Passivität oder hüllten sich in Schweigen. Lange. Zu lange. Wie auch der namenlose Lehrer, der sich in der Erzählung des Deutsch-Ungarn von Horváth zum Helden der Menschlichkeit entwickelt. Erst am Ende nimmt der Lehrer — in einem Befreiungsschlag — die Verantwortung an und demonstriert: „Der Einzelne kann etwas verändern, wenn er sich traut zu handeln.“ So formuliert Kristo Sagor die Botschaft des Romans, den er am 13. September im Jungen Schauspielhaus auf die Bühne bringen wird. Und damit die erste große Premiere er neuen Spielzeit präsentiert.
Es ist ein „schlauer Roman und ein zeitloses Sujet, auch nach 80 Jahren noch“, erklärt Autor und Regisseur Sagor, der Horváths Prosawerk von 140 Seiten in eine Spielfassung für einen zweistündigen Theaterabend verwandelte. Dabei reduzierte er die umfangreiche Roman-Personnage auf fünf Darsteller, die in verschiedenen Rollen auftreten. Das Erstaunliche: Trotz Kürzung sind 99 Prozent des Spieltextes Original-Horváth. Das garantiert der gebürtige Niedersachse mit ungewöhnlichem Namen Sagor (Mutter: Deutsche, Vater: Kroate).