Jürgen von der Lippe inszeniert sich selbst als Gott

Im Theater an der Kö liefert der Entertainer nur haarsträubendes Boulevard-Theater ab, Witze aus der Mottenkiste gibt es obendrauf.

Jürgen von der Lippe inszeniert sich selbst als Gott
Foto: Theater an der Kö

Seine Zeit ist eigentlich vorbei. Als Entertainer, Musiker, Komiker und, man glaubt es kaum, als Schauspieler. Und doch will’s Jürgen von der Lippe immer mal wieder wissen. Und schrieb sich 2013 das Stück „Die wollen nur spielen“, das bis Mitte Juni im Theater an der Kö zu sehen ist.

Klar, dass der Mann, der Jahrzehnte lang auf der Mattscheibe als Prototyp eines rheinischen Comedian galt, darin gleich „Gott“ spielen muss. Bescheiden, wie er ist. Natürlich nur als Kunstfigur in einem Stück, das es eigentlich nicht gibt. Denn Theaterstücke zu schreiben, das gilt wirklich nicht als seine Stärke. Eingeschworene Fans mögen zwar in dieser „Von-der-Lippe-Show“ mit reichlich Slapsticks, Bildungsgelaber über antike Mythologie und Alt-Herrenwitzen aus der Mottenkiste auf ihre Kosten kommen. Doch eines sollte niemand bei diesen Stegreif-Übungen, die sich über lange zweieinviertel Stunden hinziehen, erwarten: Boulevard-Theater in seiner besten Form — so wie es Hausherr René Heinersdorff aus dem EffEff beherrscht.

Erstaunlich, dass ein so stilsicherer Theatermann wie Heinersdorff Jürgen von der Lippe (als Autor und Protagonist) den Zuschlag für diese Premiere gab. Egal, lachen kann man über einige komische Situationen. Nur der Etikettenschwindel stört; denn um eine „Komödie“, wie es im Untertitel heißt, geht es hier nicht.

Zurück zur Handlung. Anfangs hockt ‚Gott’ — alias Gottlieb — auf der Couch beim Psychiater Paul (Thomas M. Held), der sich kurze Zeit später als sein Sohn entpuppt. Gottlieb versucht, dem Arzt beizubringen, dass er nicht sein leiblicher Vater ist. Nur allmählich versteht man, dass es gar nicht um Gott und einen von ihm zu erschaffenden Adam geht, sondern um einen nahezu klassischen Vater-Sohn-Konflikt.

Denn der 40-jährige Spross ist ein Filou, der gut und gerne auf Kosten seines betuchten Papas, des Unternehmers Gott, lebt. Letzterer ist Amateur-Dramatiker und -Mime, der an einem Stück mit ihm in der Hauptrolle bastelt. Natürlich spielen dabei auch Frauen eine Rolle: Mara und Lara. Die eine gefällt dem Vater, die andere dem Sohn. Spätestens hier kratzen sich manche Zuschauer am Kopf und fragen sich, wohin diese Konstellation wohl noch führen soll.

Haarsträubend sind die Rollenspiele, denn plötzlich verliebt sich die eben noch dem Sohn gewogene Lara in den Alten, während Mara sich dem Sohnemann an den Hals wirft. Die einen stehen auf Sex, die anderen auf Spaghetti. Und, man ahnt es schon: Eindeutige Zweideutigkeiten, Zoten und Klemmwitze werden durchkonjugiert. Fast immer landen angestrengte Slapsticks und geklopfte Sprüche über Figuren aus der Bibel oder aus germanischer Mythologie zielsicher unterhalb der Gürtellinie. Selbst vor schlüpfriger und umgangssprachlicher Deutung von ‚Nudeln’ schreckt von der Lippe nicht zurück.

Regisseur Axel Beyer, Astrid Kohrs (als Mara, Maria und Eva), Nina Vorbrodt (als Lara und Fräulein Mülheim) und Thomas M. Held (als Psychiater Paul und Adam) versuchen, diese wie mit einer Laubsäge gefertigte Improvisations-Übung noch in ein zündendes Theatererlebnis zu verwandeln. Doch auch sie können der (Über-)Macht der platten Witze des Senior-Comedians von der Lippe kaum entkommen.

“ Bis 17. Juni im Theater an der Kö; Karten unter Telefon 322 333.

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