Jürgen Rieck: Der Oberpreuße des Karnevals tritt endgültig ab

Mehr als 17 Jahre lang hat er dem Karneval seinen Stempel aufgedrückt. Für die Narren ein Glücksfall mit Ecken und Kanten.

Düsseldorf. Eine Session lang war Jürgen Rieck Künstler. Zusammen mit dem ehemaligen Oberbürgermeister Joachim Erwin und dem ebenfalls verstorbenen CC-Ehrenpräsidenten Günther Pagalies schmetterte er unter dem Bandnamen „Fanta 3“ das Lied „Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde“.

Ein Text, der dem 76-Jährigen wie auf den Leib geschrieben war. Denn ebenso unbestritten wie seine Verdienste für den Karneval ist die Tatsache, dass er mit seiner direkten Art oft aneckte.

Am Donnerstagabend geht im Henkel-Saal eine Ära zu Ende. Denn dann wird sich Rieck verabschieden und nicht mehr als Geschäftsführer kandidieren. Zu seinem Nachfolger soll Christoph Joußen gewählt werden.

Mehr als 17 Jahre zog Rieck die Strippen im Winterbrauchtum. Zunächst als preußisch-strenge Finanz-Feuerwehr, denn das Carnevals Comitee war praktisch pleite. Zusammen mit Pagalies bildete der Manager ein kongeniales Duo.

Während der eine für den „Karneval mit Häätz“ zuständig war, steuerte Rieck den Verstand bei. Innerhalb kurzer Zeit stand der Karneval wieder auf soliden Beinen.

Und nicht nur das. Rieck konnte den Narren einen lange gehegten Wunsch erfüllen: das Haus des Karnevals, direkt neben dem Rathaus. Dass Düsseldorfs Wagenbauer Rosenmontag kein Blatt vor den Mund nehmen müssen, haben sie ebenfalls dem streitbaren Geschäftsführer zu verdanken.

Der setzte sogar durch, dass die politischen Wagen bis zum Schluss streng geheim blieben, um jegliche Einflussnahme zu verhindern. 2011 allerdings verstieß er gegen seine eigenen Prinzipien und gab die Zeichnung eines Westerwelle-Wagens schon vorher an eine Zeitung.

Es folgte ein Riesenärger im CC-Vorstand, Rieck trat zunächst zurück — um dann aber wenig später den Posten kommissarisch bis zur Wahl eines Nachfolgers weiter zu führen. Das waren immerhin eineinhalb Jahre.

Doch nun soll für den 76-Jährigen, der noch an den Folgen einer schweren Erkrankung leidet, endgültig Schluss sein: „Offiziell habe ich dann kein Amt im Karneval mehr. Auch im Förderverein bin ich nur noch einfaches Mitglied.“ Aber als Ratgeber will er dem Carnevals Comitee weiter zur Verfügung stehen.

Er ist überzeugt, dass der neuen Vorstand mit Josef Hinkel an der Spitze eine gute Arbeit machen wird: „Es wäre schade, wenn das, was man aufgebaut hat, wieder kaputt geht.“

Da allerdings mache er sich bei dem neuen Vorstand keine Sorgen, seinem Nachfolger Christoph Joußen, gelernter Steuerberater, traut er die Aufgabe zu. „Es tut mir weh, aber es ist Zeit“, sagt Rieck. Kein einfacher Mensch, aber ein Glücksfall für den Karneval.

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