Jubiläum: Wo Promis nur Vornamen haben

Es ist die einzige Kneipe der Stadt, über die schon ein Buch geschrieben wurde. Sonntag wird das Kreuzherren-Eck 55 Jahre alt.

Düsseldorf. Als Trude und Otto Schuster im Herbst 1954 an der Ecke Ratinger Straße/Altestadt das Kreuzherren-Eck eröffneten, gehörten Maler Bruno Goller und Schriftsteller Günter Grass zu den Gästen der ersten Stunde.

Günter Grote entwarf das legendäre Destillen-Fenster, das noch heute das Markenzeichen der 30 Quadratmeter großen Szene-Kneipe ist. Schon damals wurden Speckschnittchen serviert und die Pferdegulasch-Suppe ließen die Schusters in Fünf-Liter-Eimern vom Csikos, ihrem zweiten Altstadt-Lokal, bringen. Am Sonntag feiert das Kreuzherren-Eck sein 55-jähriges Bestehen.

Die Lage zwischen Kunstakademie und Gericht führte von Anfang an dazu, dass sich rund um die Theke eine bunte Mischung aus Künstlern, Musikern, Richtern, Staatsanwälten und ganz normalen Altstadt-Besuchern tummelte.

"Das ist bis heute so geblieben. Hier ist in der Prozess-Pause schon manches Gerichts-Urteil ausgehandelt worden", sagt Hans-Peter Hubert-Leisten, der die Kneipe seit 29 Jahren führt, und in der Altstadt nur als "Zocker-Peter" bekannt ist. Dem ist es egal, ob da gerade ein Promi vor ihm sitzt oder nicht: "Ich kenne die meisten Gäste nur mit ihrem Vornamen."

Die Liste der prominenten Gäste ist lang. Günther Uecker, Jörg Immendorff, Sigmar Polke, Bert Gerresheim, Gerhard Richter und Markus Lüpertz mischten sich unters Volk, trafen hier Alfons Zschockelt, Richter am Bundesgerichtshof, oder den Werber Werner Butter mit seinem Kreativ-Team.

Legendär ist ein Auftritt, den Liedermacher Reinhard Mey nach der Verleihung seiner ersten Goldenen Schallplatte hatte. Er ließ sich im Bieraufzug vom Keller ins Lokal fahren und gab von dort aus ein Sonderkonzert.

Viele Altstadt-Besucher kennen das Kreuzherreneck nur als "Bobby’s". Den Namen bekam die Kneipe, als Franz Bobby Rethmeyer das Lokal nach dem tödlichen Unfall von Otto Schuster übernommen hatte. In den fast 30 Jahren, seit "Zocker-Peter" die Geschäfte führt, hat sich daran nichts geändert.

Obwohl eigentlich kein Platz dafür ist, finden im Kreuzherreneck regelmäßig Konzerte statt. Peter Rübsam quetscht sich mit seinem Trio oft neben die Theke. Er wird auch am Sonntag das große Jubiläumskonzert eröffnen. Unvergessen sind auch die Auftritte der Band Grenzwacht stabil. Höhepunkt war jedes Mal der Strip auf der Theke von Frontmann Lucky Rohde.

Das Kreuzherren-Eck ist auch die einzige Düsseldorfer Kneipe, über die ein Buch geschrieben wurde. Zum 50. Geburtstag ist im Kölner Emons-Verlag ein Bildband erschienen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort