Jonges: „Die Mode-Stadt Düsseldorf muss sich ständig neu erfinden“

Wie kann die Stadt wieder zum Mode-Mekka Deutschlands werden? Unterschiedliche Vorstellungen bei Jonges-Diskussion.

Düsseldorf. Seit Jahren schwächelt die Düsseldorfer Modemesse Igedo. Ist einfach nur das Haltbarkeitsdatum für Modemessen abgelaufen - oder muss die gesamte Stadt um ihr Image als Mode-Mekka fürchten? Um diese Frage zu klären, luden die Düsseldorfer Jonges zu einer Podiumsdiskussion ein unter dem Titel "Catwalk oder Katzentisch?"

"Mode ist eine der wichtigsten Marken der Stadt Düsseldorf", sagt Wirtschaftsdezernent Wilfried Kruse. Das sieht auch Werbeprofi Frank Dopheide so. Dennoch scheint ihm das Image der Modestadt stark angeschlagen: "Die Wahrnehmung von Düsseldorf ist viel zu diffus."

Der Werber fordert eine verstärkte Konzentration auf die Kreativbranche Mode und verdeutlicht die Situation durch eine Fußballmetapher: "Düsseldorf war mal Champions-League in Sachen Mode, jetzt ist fraglich, ob die Stadt überhaupt noch im Uefa-Cup mitspielt."

"Ich bin kein Schönredner", sagt Igedo-Chef Philipp Kronen über sich selbst. Was in den 70er und 80er Jahren noch ausgezeichnet funktioniert habe, laufe bei der Igedo heute nicht mehr wie von selbst. "Es ist ganz klar, uns geht es nicht gut", gibt Kronen offen zu. Wie bisher könne es nicht weitergehen. Von all dem Krisengerede lässt sich Hans Wiethoff, Geschäftsführer von Fashion Square, offenbar nicht beeindrucken.

Seine Firma vermietet als Gegenmodell zur Messe langfristig rund 400 Showrooms in der Stadt. Dort stellen auch namenhafte Marken wie Gucci ihre Kollektionen vor. "Ich sehe nicht, dass die Stadt Probleme als Modestandort hat." Auch Städte wie Berlin sehe er nicht als Konkurrenz für Düsseldorf an: "Da werden lediglich Partys inszeniert, geordert wird nach wie vor in Düsseldorf."

Zu lange sei das Thema Mode in der Stadt vernachlässigt worden, darüber herrscht Einigkeit in der Runde. "Eine Modestadt lebt davon, sich ständig neu zu definieren und zu entwickeln", so Dopheide. Und auch Kruse gibt zu, dass die Stadt zu lange etwas statisch weiter betrieben habe. Sein Lösungsansatz: "Mode zu einem ganzjährigen Thema in der gesamten Stadt machen."

Aber wie? Mit Mitteln von Stadt und Land (insgesamt 1,5 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre) wurde unlängst der Verein "Fashion Net Düsseldorf" gegründet, mit dem der Modestandort gefördert werden soll. Kein üppiges Budget, um Fehler der Vergangenheit auszubügeln.

Um in Deutschland eine Marke zu etablieren, benötigt man laut Frank Dopheide 40 Millionen Euro. Doch Philipp Kronen ist vorsichtig optimistisch. "Das Geld ermöglicht Marketingkampagnen und neue, regelmäßige Veranstaltungen über die nächsten Jahre." Es solle ein nachhaltiges Image geschaffen werden, sagt Mirjam Dietz (Igedo).

Am Ende herrschte Einigkeit: Damit Düsseldorf auch weiter als respektable Modestadt wahrgenommen werden kann, werden neben Innovationen auch Hilfen von branchenfremden Unternehmen der Stadt benötigt. Die würden am Ende auch davon profitieren, wenn Düsseldorf bundesweit in Sachen Mode eine Leuchtturmfunktion hätte.

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