Interview Rheinbahn-Vorstandsvorsitzender Klaus Klar spricht darüber, warum er für Streiks in Serie kein Verständnis hat "Jetzt ist eine Grenze ist überschritten"

Interview · Der Vorstandsvorsitzende der Rheinbahn bewertet die Verhandlungen mit Verdi als sehr konstruktiv .

 Der Vorstandsvorsitzende der Düsseldorfer Rheinbahn Klaus Klar hat für einen vierten Streiktag kein Verständnis, sagt er im Interview.

Der Vorstandsvorsitzende der Düsseldorfer Rheinbahn Klaus Klar hat für einen vierten Streiktag kein Verständnis, sagt er im Interview.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der vierte Warnstreik in drei Wochen legt am Montag die Rheinbahn lahm, vielleicht sogar am Dienstag. Wie bewerten Sie das?

Klaus Klar: Warnstreiks können selbstverständlich ein geeignetes, demokratisches Instrument sein, beim ersten war ich ja auch vor Ort. Aber jetzt ist eine Grenze überschritten. Wir hören ja sogar von noch weiteren geplanten Ausständen. Das steht in keinem Verhältnis mehr. Für Streiks in Serie habe ich kein Verständnis. Erstens, weil die Menschen insbesondere in Zeiten von Corona in der Stadt mobil sein müssen. Wir haben im Hinblick auf den Infektionsschutz sehr viel dafür getan und investiert, unser Angebot aufrecht zu erhalten. Zweitens verhandeln wir ja, es gibt keinen Stillstand. Ich habe die letzten Runden als sehr konstruktiv erlebt.

Die kommunalen Arbeitgeber haben sich der mit einer Einmalzahlung verbundenen Verschiebung der Verhandlungen aufgrund der Coronakrise aufs nächste Jahr verweigert. War das nicht ein Fehler? Die Streiks hätten so verhindert werden können.

Klar: Ich war nicht dabei und kann deshalb dazu nichts sagen.

Wie bewerten Sie die aktuellen Forderungen von Verdi etwa nach 4,8 Prozent mehr Lohn und Abschaffung der unteren Entgeltgruppe?

Klar: Alle Forderungen zusammengenommen sind überzogen. Sie würden die Kosten für unseren Personalaufwand um 17 Prozent steigern. Das wären 28 Millionen Euro mehr im Jahr. Andere Unternehmen wissen in dieser Zeit gerade nicht, wie es weitergehen soll und müssen Mitarbeiter entlassen. Das merken wir auch an Bewerbungen bei uns von Betroffenen. Das passt nicht zusammen.

Wenn ein Busfahrer anfangs 1400 Euro netto in der Tasche hat, ist das aber kein Ausweis für einen attraktiven Beruf, der es doch sein sollte, wenn die Rheinbahn die Verkehrswende in der Stadt tragen soll. Eine Anerkennung für die wichtige Arbeit in der Pandemie ist das auch nicht.

Klar: Das ist richtig. Ich bin deshalb auch dafür, vor allem für die unteren Entgeltgruppe etwas zu tun. Die Mittel dafür sind auch schon vom Aufsichtsrat bewilligt.

Was haben Sie genau vor?

Klar: Das möchte ich mit Blick auf die laufenden Verhandlungen noch nicht öffentlich sagen.

Ein Busfahrer schilderte neulich in einem Interview, dass er an der Endstation oft nicht die Zeit habe, zur Toilette zu gehen. Warum passen Sie die Fahrpläne nicht an?

Klar: Solche Situationen wird es immer geben, wenn etwa durch Baustellen Verspätungen entstehen. Aber grundsätzlich haben wir auch in diesem Jahr 250 neue Fahrer eingestellt. Und seit ich 2010 Arbeitsdirektor wurde, stieg die Zahl der Fahrer von 1180 auf 1700. Außerdem bieten wir schon jetzt übertarifliche Leistungen. Wer zum Beispiel in Dienstkleidung zur Arbeit fahren muss, um etwa in der Innenstadt einen Bus zu übernehmen, kann sich die Zeit der Anfahrt anrechnen lassen. Auch die verpflichtenden Fortbildungen der Fahrer an drei bis vier Tagen im Jahr gelten mittlerweile als normale Arbeitszeit.

Welche Folgen haben die Streiks als weiterer Lockdown für das Unternehmen? Wird das Vertrauen in die Rheinbahn nach dem Coronavirus-Schock weiter erschüttert?

Klar: Die Gefahr besteht. Wir kämpfen darum, Vertrauen zurückzugewinnen. Das Verständnis der Menschen für den Streik wird sicher abnehmen. Sie wollen, dass wir uns mit den Arbeitnehmervertretern einigen, und da nehmen sie uns mit in die Verantwortung. Insgesamt haben wir aber sehr treue Kunden. Die Zahl der Abos ist in der Pandemie nur von 220 000 auf 190 000 gesunken. Bei den Barverkäufen verlieren wir jedoch drei bis vier Millionen Euro pro Monat.

Sie haben das Jahr mit einem Defizit von fast 90 Millionen Euro geplant. Wie wollen Sie da überhaupt noch mit auskommen?

Klar: Das wird nur mit Hilfe des Rettungsschirms von Bund und Land gelingen. Davon gehen wir aber aus. Nur 2021 kann das schon ganz anders aussehen.

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