Jazz-Fans hatten die Stadt drei Tage lang fest im Griff

Eine Woche nach den Krawallen präsentierte sich die Altstadt zur Jazz Rally von ihrer Schokoladenseite.

Düsseldorf. Was für ein Kontrast. Wo eine Woche zuvor noch Straßenschlachten stattfanden, waren am Wochenende friedliche, fröhliche Menschen mit ihren bunten Buttons unterwegs, die in den Programmheften blätterten, um die Jazz Rally zu erwandern.

Wie die junge Dame, die am Samstagabend am Burgplatz den Sonnenuntergang genoss und mit einem leicht verklärten Lächeln feststellte: "Jazz Rally macht glücklich."

So wie sie sahen das auch die meisten der mehr als 300 000 Besucher, die am Wochenende das Festival besuchten. Dem konnte sich auch die Polizei anschließen. "Alles war ruhig und friedlich. Wir hatten keinen größeren Einsatz", freute sich Polizeisprecher Markus Niesczery.

Allerdings stößt die Jazz Rally langsam aber sicher an ihrer Grenzen. Viele Konzerte waren so voll, dass sich vor den Eingängen Warteschlangen bildeten. Am Samstagabend verging einigen Jazz-Fans, die im Zelt am Burgplatz Incognito sehen wollten, sogar die gute Laune, weil sie nicht mehr hereingelassen wurden. "Was sollen wir denn machen? 1700 Leute passen in das Zelt am Burgplatz, ein größeres gibt es nicht, es sei dann, man mietet ein Schützenzelt.

Aber das würde nicht zur Veranstaltung passen", erklärte Boris Neisser, der Geschäftsführer der Destination Düsseldorf, und: "Parallel zu Doldinger haben noch etliche andere Bands gespielt. Wir können auch den Button-Käufern nicht garantieren, dass jeder jedes Konzert besuchen kann."

Bereits am Freitagabend war die Stadt fest in der Hand der Jazz-Fans. Während Jan Delay seinen 4500 Fans im Flughafen-Hangar eine tolle Show bot, kamen rund 1000 Zuschauer nebenan ins Terminal C, um einen Altmeister des Jazz zu erleben: Paul Kuhn hatte zwar ein paar Probleme mit dem Laufen, aber als er einmal am Klavier saß, merkte man ihm seine 81 Jahre nicht an.

Der Ansturm setzte sich auch am zweiten Rally-Tag fort. Besonders begeistert war der künstlerische Leiter Ali Haurand von dem Incognito-Konzert am Burgplatz: "In den ersten Reihen des Publikums waren nur junge Leute. Das zeigt, der Gedanke der Rally funktioniert."

Sogar zwölf junge Herren aus Stuttgart hatten sich auf den Weg nach Düsseldorf gemacht. Die Schwaben feierten den Junggesellenabschied bei der Rally, weil sie unbedingt Incognito sehen wollten-

Was die Faszination der Rally ausmacht, konnte man im Palais Wittgenstein erleben, wo das Trio Three Fall experimentellen Funk präsentierte. Während ein Drittel der Besucher im bestuhlten Saal nach jedem Stück frenetisch jubelte, applaudierten andere andächtig und konnten mit den ungewohnten Tönen nicht viel anfangen.

Wieder andere nutzten die Pausen, um die Stühle für jene frei zu machen, die die Begegnung mit dem Modern Jazz nicht scheuten. So hieß das letzte Stück von Three Fall auch Voodoo Logic. Man kann nicht alles verstehen.

Bewährt als neuer Spielort hat sich der Bürgersaal an der Ratinger Straße. Den Auftakt machte am Freitag Anna-Maria Jopek. Mit einer gesungenen Begrüßung auf Deutsch hatte die charmante Polin den Saal schnell im Griff. Kraan-Bassist Hellmut Hattler und Alan Skidmore sorgten an den anderen beiden Tagen dafür, dass auch hier die Stimmung bestens war.

Altstadt-König Primo Lopez formulierte es nach seinem Rally-Rundgang kurz und knapp: "Gute Musiker, gutes Publikum, gut für die Altstadt."

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