Jan-Wellem: Der Regent als Stadtplaner

Der Bau der Reuterkaserne gefiel den Bürgern: Sie mussten die Soldaten nicht mehr bei sich zu Hause unterbringen.

Düsseldorf. Ob Jan Wellem als Stadtplaner und Bauherr einen Platz in der Geschichte beanspruchte, ist nirgendwo festgehalten. Gleichwohl wird er gerne gelesen haben, was der Kartograph Erich Philipp Ploennies 1715 über Düsseldorf schrieb: Die Stadt sei in den letzten Jahrzehnten "mit schönen ansehnlichen Häusern gezieret und vermehret, da zuvor nur solche vorhanden, welche denen Bürgern zwar genugsam, aber die Bediente, zumahl die hohe, zu logieren, allzuschlecht waren".

Wollte der Hofkartograph mit dieser Beschreibung nur seinem Dienstherren schmeicheln oder war sein Urteil ein getreues Abbild der Wirklichkeit? Als Jan Wellem 1679 die Regentschaft übernahm, war sein Geburtshaus, von dem heute nur noch der Turm erhalten ist, baufällig.

Zur Unterhaltung der Hofgesellschaft wurde im gleichen Jahr das Komödienhaus zur Hofoper umgewandelt. Das neue Musiktheater, an dem mancher namhafte Sänger, Musiker und Komponist gastierte, lag direkt gegenüber dem Kolleg der Jesuiten (heute Stadthaus). Zwischen Rathaus und Schloss befand sich das einzige Museum der Stadt, die um 1710 eröffnete kurfürstliche Gemäldegalerie.

Ohne Zweifel hatte Jan Wellem markante Punkte im Stadtbild Düsseldorfs gesetzt, doch verloren viele Gebäude nach seinem Tod ihre Funktion. Vieles wurde umgewidmet, umgebaut, niedergerissen, überbaut. Jan Wellem wollte Düsseldorf ein neues Gesicht verleihen, doch ist davon nur wenig erhalten geblieben. Es liegt in der Tragik von Jan Wellem, dass sich jede Zeit sein Düsseldorf neu entwarf und entwirft. Es muss Jan Wellem zum Trost gereichen, dass er noch nicht - wie so manch anderer Potentat - von seinem hohen Ross am Marktplatz abzusteigen brauchte.

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