Jan Hoeft fräst seine Kunst Mit dem Fräser gegen die Plakatwerbung

Düsseldorf · Jan Hoeft präsentiert eine sehr ironische Ausstellung in der Galerie Setareh an der Hohe Straße.

 Jan Hoeft vor seinem gefrästen Bild "I know your true self".

Jan Hoeft vor seinem gefrästen Bild "I know your true self".

Foto: Helga Meister

Jan Hoeft machte bei dem Ambach-Projekt rund um den Hauptbahnhof Furore mit einem so sprechenden Bild zu den Wohnungsproblemen in der Stadt, dass er als Kölner den Düsseldorfern in bester Erinnerung ist. Der 37-Jährige, der an so berühmten Instituten wie Karlsruher Akademie der Bildenden Künste,  Kölner Kunsthochschule für Medien und Jan van Eyck Akademie in Maastricht studiert hat, besticht mit Arbeiten, die die Werbung zitieren und glossieren. Das tut er jetzt in seiner ersten Einzelausstellung in der Galerie Setareh an der Hohe Straße.

Ein Schlüssel ohne Zackenprofil kann nichts öffnen

Er liebt die billigen und ziemlich weichen Hohlkammerplatten, die man mit allen möglichen Werbebotschaften im öffentlichen Raum antrifft. Darauf druckt er Allerweltsfotos, um sie anschließend mit dem Fräser zu durchbohren.

Die Spuren des Fräsern legen das billige Holz frei und präsentieren seine Hoefts eigene Botschaft: Sie lautet wie die gesamte Ausstellung: „Your true self“. Das heißt zu Deutsch so viel wie: „Ich erkenne dein wahres Ich.“

Der Titel entspricht der heutigen Werbung, wo alles aufs Ich bezogen wird. Da ist nicht etwa von einer Reise die Rede, sondern von „meiner Reise“. Das wurmt den Künstler, wenn er sagt: „Schön, dass mich jemand kennt. Aber es ist auch beängstigend. Da fragt niemand mehr: ‚Wo ist dein Ich?‘ Oder: ‚Finde dein Ich!‘. Sondern es heißt: ‚Ich kenne dein wahres Ich‘.“ Als wolle Hoeft der gesamten Werbebranche eins auswischen, bohrt er Löcher in die Foto-Platten und zieht Kabelbilder durch, um die Bilder an der Wand zu befestigen.

Andere Arbeiten gehen von lizenzfreien Aufnahmen von Füßen, Fersen, Ballen oder Knöcheln aus, die er durch Stahlbolzen perforiert und an denen nun glänzende Schlüsselbunde baumeln. Es sind jedoch Rohlinge ohne ein individuelles Zackenprofil. Auf den Schlüsselbändern steht: „Door to my self“. Also: „Tür zu meinem Selbst“. Wieder benutzt er die Werbe-Sprache, um sie zu desavouieren und sich zugleich davor zu schützen.

An einer Säule im Raum bewegen sich zwei Zimmerpflanzen, eine Dieffenbachia maculata und eine Monstera deliciosa, auf einem elektrischen Drehteller um ihre eigene Achse. Dabei streicht das jeweils größte Blatt über einen Tablet-Bildschirm, der wiederum ein Schlüsselbund aus mehreren Perspektiven darstellt. Mit jedem Wisch sieht man den Slogan „Your true self“ über Screen und Schlüssel ziehen.

Info: Hohe Straße 53, bis 13. Juli, Mittwoch bis Freitag 12 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 16 Uhr

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