Wirtschaft IT-Fachkräfte verzweifelt gesucht

Düsseldorf · Unternehmen in Düsseldorf gehen neue Wege, um die begehrten Fachkräfte für sich zu gewinnen. Die können sich ihre Jobs fast nach Belieben aussuchen.

 IT-Fachkräfte sind auf dem Jobmarkt in Düsseldorf Mangelware.

IT-Fachkräfte sind auf dem Jobmarkt in Düsseldorf Mangelware.

Foto: dpa/Silas Stein

82 000 Jobs in der IT-Branche sind im Moment unbesetzt. Das ergibt eine Studie des Digitalverbands Bitkom, die im Dezember veröffentlicht wurde und für die der Verband bundesweit 800 Geschäftsführer und Personalverantwortliche befragt hat. Damit erreicht der Mangel an IT-Fachkräften einen neuen Höchststand. Auch Düsseldorfer Unternehmen sind von dieser Personalnot betroffen — und gehen unterschiedlich damit um.

„Wir versuchen, unsere eigenen Mitarbeiter weiterzubilden und Stellen intern zu besetzen“, sagt Tanja Vogt, Sprecherin von Vodafone. Natürlich schreibe man auch IT-Stellen aus. Doch passende Bewerber zu finden sei schwieriger als noch vor einiger Zeit. „Wir bekommen die Stellen zwar besetzt — es dauert aber oft“, sagt Vogt. Gute Fachkräfte seien gefragter denn je — auf dem Markt herrsche eine Art „War of Talents“, also ein regelrechter Krieg um gute Bewerber.

„Auch wir merken, dass Fachkräfte im Bereich Digital und IT aktuell stark gefragt sind“, sagt Katrin Klein, Leiterin der Abteilung für „Recruitment“ bei Henkel. Die Digitalisierung bringe mit sich, dass auch solche Unternehmen immer mehr Bedarf an IT-Fachkräften haben. „Um passende Bewerber in diesem Bereich zu rekrutieren, sprechen wir interessante Kandidaten aktiv an“, sagt Klein — etwa über einschlägige Plattformen, auf denen sich Bewerber und Arbeitgeber tummeln.

Unternehmen blicken
zunehmend ins Ausland

Eine solche Plattform ist auch „Honeypot“, ein Start-up-Unternehmen aus Berlin, das nun auch den Markt an Rhein und Ruhr für sich entdeckt. Kaya Taner, Mitgründer des Unternehmens sagt: Die nötigen Fachkräfte gibt es, die Frage ist nur, wo. „Wer nur in Deutschland sucht, wird es schwer haben.“ Da müsse man den Blick erweitern und auch mal ins Ausland blicken.  Zudem sei die Personalabteilung oft zu weit von der IT-Abteilung entfernt — eine gute Zusammenarbeit beider Teams ermögliche sowohl treffendere Jobbeschreibungen als auch eine präzisere Einschätzung, welche Fähigkeiten bei den Kandidaten gefragt sind.“

Doch nicht nur die großen Unternehmen suchen händeringend Mitarbeiter aus dem Bereich IT. „Wir spüren das sehr“, sagt Leonie Schnieber aus der Personalabteilung des Düsseldorfer Start-ups IOX Lab. „Der Bedarf an Entwicklern ist sehr groß, die Anzahl an Fachkräften im Vergleich dazu gering.“ Denn durch die Digitalisierung drängten auch klassische Industrieunternehmen auf den Markt. Für das Start-up sei das Problem vor allem gute, passende Entwickler zu finden. „Wir bekommen regelmäßig Bewerbungen, aber relevant sind davon leider nur sehr wenige“, sagt Schnieber. Vielen fehle es an der nötigen Berufserfahrung.

In diesem Jahr bildet das noch junge Unternehmen deshalb zum ersten Mal aus. „Das finden wir unglaublich wertvoll“, sagt Schnieber. Außerdem setze man schon seit einiger Zeit darauf, junge Entwickler schon durch Praktika und Werkstudentenstellen an das Unternehmen zu binden und an die dortige Arbeit heranzuführen und ihnen bald eine gute Perspektive für einen direkten Berufseinstieg nach dem Studium zu bieten.

Dass Start-up-Unternehmen jungen Entwicklern oft andere Dinge bieten können, das findet auch Stefan Dammers von UZE Mobility mit Sitz in Aachen und Düsseldorf. „Wir überzeugen mit neuesten Technologien, jungem Team und flachen Hierarchien“, sagt er. Jungen Bewerbern, so seine Erfahrung, sei es oft wichtiger, weit vorn bei der Entwicklung neuer Technik dabei zu sein und umfassend mitgestalten zu können. Das sei in einem kleinen Unternehmen einfacher. Trotzdem müsse das Start-up auch immer wieder auf Freiberufler zurückgreifen, wenn eine Stelle zu lange frei bleibe.

Denn trotzdem ist es auch für sie schwierig, an die richtigen Bewerber zu kommen. „Wir haben derzeit einen Bewerbermarkt. Das heißt, die Bewerber können sich aussuchen, wo sie arbeiten wollen“, sagt Dammers. Da setzt auch Kaya Taners Unternehmen Honeypot an. Hier funktioniert die Stellensuche andersherum, als gewöhnlich. Entwickler geben an, in welchem Bereich sie arbeiten möchten, welche Gehaltsvorstellungen sie haben und wo sie eingesetzt werden können und die Unternehmen sprechen dann gezielt die an, die zu ihnen passen. „Wenn IT- und Personalabteilung dabei noch zusammenarbeiten, ist die Chance, jemand passendes zu finden, wesentlich größer.“

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