Interview: „Zwei Millionen Besucher in den Bädern sind heute normal“
Bäderchef Rüdiger Steinmetz über Düsseldorfs Bäder, Kameras und Killepitsch.
Herr Steinmetz, Sie waren 15 Jahre Düsseldorfs Bäderchef. Wie haben sich die Besucherzahlen in diesem Zeitraum entwickelt?
Steinmetz: Die Schwelle von zwei Millionen Besuchern haben wir in den neunziger Jahren nicht erreicht. Heute ist das normal. Das Plus liegt also bei rund 15 Prozent. Voriges Jahr hatten wir einen durchwachsenen Sommer, zählten am Ende aber dennoch 2,15 Millionen Besucher.
Steinmetz: Unsere Bäder haben heute allesamt ein eigenes Gesicht. Die Münstertherme ist das Gesundheitsbad, das Rheinbad ist für die Bahnenschwimmer die richtige Adresse.
Die Liste lässt sich fortsetzen. Zudem haben wir die Kursangebote massiv ausgeweitet. Wir sind also vielseitiger - und das wird von den Düsseldorfern belohnt.
Steinmetz: Das stimmt, heute haben wir sie in jedem Bad. Wir achten dabei, vor allem im Bereich der Umkleiden, auf den Schutz der Intimsphäre. Die Kameras helfen gegen Diebstahl.
Steinmetz: Darauf mussten wir uns leider einstellen. Als ich aus Braunschweig nach Düsseldorf kam, war ich bereits hochsensibilisiert. Dort war sogar ein Mitarbeiter in einen Missbrauchsfall verwickelt. Ich habe gelernt, dass man bei Missbrauchsfällen in jede Richtung schauen muss.
Darum schulen wir in Düsseldorf unsere Mitarbeiter fortlaufend und halten sie an, hin- und nicht wegzuschauen. Wenn Besucher sich auffällig verhalten, hat unser Personal sie im Blick. Verdächtige werden von Schicht zu Schicht übergeben.
Steinmetz: Vier bis fünf Mal im Jahr holen wir die Polizei. Der letzte Täter war aus Essen angereist. Das ist für mich bezeichnend: Vor zehn Jahren war die Zahl der Anzeigen deutlich höher- es hat sich wohl herumgesprochen, dass wir aufmerksam und konsequent sind.
Steinmetz: Zunächst einmal: 73 Prozent aller Ertrinkensfälle finden in Flüssen oder Seen statt. Bäder sind an der bundesweiten Ertrinkungsstatistik nur mit 0,3 Prozent der Fälle beteiligt. Mir machen vor allem die Kinder mit Migrationshintergrund Sorgen.
In diesen Familien wird vielfach dem Schwimmen nicht ausreichend Beachtung geschenkt, und dann geht’s plötzlich im Sommer ins Bad oder an den See. Bundesweit verlassen etwa 30 Prozent der Kinder die Grundschule, ohne schwimmen zu können.
In Düsseldorf liegt die Zahl inzwischen niedriger, das liegt an unserem Projekt "Schwimmen macht Schule". Zusätzlich geben wir 160 Stunden Schwimmunterricht pro Woche in den offenen Ganztagsschulen.
Steinmetz: Ich habe gerade die restlichen Antragsunterlagen an die Untere Wasserbehörde geschickt, in denen es um die Tiefen-Geothermie im Freibad Benrath und die Mineralwassergewinnung geht.
Steinmetz: Vermutlich werden wir schon bei 300 Metern fündig. Wenn alles gut geht, sind schon im Sommer die Becken mit Mineralwasser gefüllt. Für uns der Clou: Das Wasser muss entwärmt werden, und mit dieser Wärme-Energie decken wir den Bedarf des Bades insgesamt - noch nachhaltiger geht’ s nicht.
Steinmetz: Düsseldorf steht sicherlich gut da. Aber die anderen schlafen auch nicht. Köln beispielsweise will mehr als 100 Millionen Euro in den Ausbau seine Bäder stecken. Man wundert sich.
Steinmetz: Der Ausbau des Allwetterbades hat Priorität. Im Anschluss stellt sich die Frage, was in Oberkassel, unserem einzigen Bad im Linksrheinischen, geschehen soll.
Da werden verschiedene Varianten diskutiert, von der Sanierung und Erweiterung bis zum Neubau. Für meinen Nachfolger bleibt also genug zu tun.
Steinmetz: Das steht noch nicht fest. Meine Frau kommt aus Braunschweig und trinkt lieber Jägermeister. Ich bevorzuge Killepitsch.