Interview: Naturwissenschaften und Medizin sollen exzellent werden

Uni-Rektor Hans Michael Piper schickt die besten Forscherteams ins Rennen um die deutsche Hochschul-Elite.

Düsseldorf. Im Spätsommer startet die zweite Runde der Exzellenzinitiative. Die Heinrich-Heine-Universität wird sich erneut bewerben, nachdem sie beim ersten Durchgang vor drei Jahren scheiterte. Die Niederlage jedoch ist längst verkraftet. Unter Rektor Hans Michael Piper wird die Hochschule nun ihre besten Forschungsgemeinschaften aus der Medizin und den Naturwissenschaften ins Rennen schicken.

Hans Michael Piper: Unsere sehr guten Voraussetzungen. Unsere Hochschule zählt schon jetzt sieben Sonderforschungsbereiche, etwa in der Leberforschung und in der Zellbiologie. Hier leisten Wissenschaftler in fächerübergreifenden Verbünden Großes. Das bescheinigt uns auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, indem sie die Projekte fördert. Strukturell sind wir damit und mit den Graduiertenkollegs, in denen die Elite des wissenschaften Nachwuchses gefördert wird, ganz nach bei den Anforderungen der Exzellenzinitiative.

Piper: Es kann für eine Universität keine andere Entscheidung geben Auch die Öffentlichkeit würde das nicht verstehen. Wir haben Chancen auf Erfolg, und die wollen wir auch nutzen. Allerdings wird der Wettbewerb sehr hart werden.

Sie brauchen überzeugende Anträge, welche werden das sein?

Piper: Das können wir jetzt noch nicht verraten, aber es ist kein Geheimnis, dass unsere forschungsstärksten Bereiche die Medizin und die Naturwissenschaften sind.

Piper: Nein, das war möglicherweise ein Fehler der Düsseldorfer beim letzten Mal. Die Heinrich-Heine-Universität hat sich damals unter Wert verkauft. Für die geforderten Exzellenzcluster kann man vorhandene Sonderforschungsbereiche nicht einfach ausdehnen. Aber damals steckte das ganze Verfahren ja noch in den Kinderschuhen, und wir haben aus den Fehlern gelernt. Es werden Mittel für den Aufbau komplett neuer Strukturen bereit gestellt. Die Hochschulen müssen sich verpflichten, diese langfristig zu fördern. Über die entsprechenden inhaltlichen Ressourcen verfügt unsere Universität.

Piper: Die beiden Prorektoren Professor Lutz Schmitt (Forschung und Innovation) und Professor Klaus Pfeffer (Strukturentwicklung) sind dafür abgestellt. Das Exzellenz-Thema hat für uns im Rektorat zurzeit oberste Priorität. Zurzeit sammeln wir Vorschläge, bündeln Themen und koordinieren Mitarbeiter. Um wirklich gut vorbereitet zu sein, haben wir ein neues Instrument, einen strategischen Forschungsfonds eingerichtet. In diesen haben wir mehrere Millionen Euro eingestellt, etwa für eine Grundausstattung und für den Wettbewerb.

Piper: Das sehe ich anders. Es ist nicht nur für die Exzellenz einsetzbar. Es geht ja vielmehr auch darum, derzeitige Sonderforschungsbereiche zu erhalten und in die nächste Generation zu überführen.

Piper: Ich glaube, wir machen unsere Sache gar nicht so schlecht. In manchen Fächern bescheinigen uns Rankings sogar sehr gute Noten, etwa in den Wirtschaftswissenschaften, auch in dem Sozialwissenschaften oder in der Biochemie. Das heißt natürlich nicht, dass wir an anderen Stellen keinen Verbesserungsbedarf hätten.

Piper: Für uns gilt das nicht. Wir führen mit Studenten und Dozenten aus allen Fakultäten intensive Gespräche und fragen, wo der Schuh drückt. Zur Verbesserung der Bedingungen in den Bachelor- und Masterstudiengängen haben wir eine Kommission gegründet. Unser Ziel muss sein, Spitzenforschung zu fördern und guten Unterricht zu bieten. Unser Prorektor für Lehre und Studienqualität, Professor Ulrich von Alemann, ist dabei federführend.

Piper: Es wäre fatal, einen künstlichen Gegensatz zwischen den Studienbedingungen und der Forschung zu konstruieren. Allerdings - die Forschungsförderung in allen Ehren - eine gleichwertige Behandlung der Lehre sehen Bund und Länder bislang nicht vor. Ein Beispiel: Im vergangenen Jahr hat der Stifterverband für Deutsche Wissenschaft ein Programm aufgelegt, um sehr gute Lehre zu fördern. Dafür wurden zehn Millionen bereit gestellt. Für die Exzellenzinitiative sind es 2,7 Milliarden. Aber die ganz großen Probleme kommen erst noch.

Piper: Die Finanzierung der Bachelor- und Masterstudiengängen ist unzureichend, schlimmer wird es noch in den nächsten drei bis acht Jahren, wenn wir einen Studentenzuwachs von 20 bis 30 Prozent bekommen. Für die zusätzlichen Studenten steht uns dann aber nur noch ein Drittel des Geldes zur Verfügung, das wir heute pro Student ausgeben. Die große Frage also ist, wie schaffen wir optimale Bedingungen für diejenigen, die unsere Rente zahlen, die das Deutschland und Europa von morgen voranbringen werden.

Piper: Das ist eine gesellschaftliche Entscheidung. Die Frage ist, wie viel ist uns unsere Bildung wert. In den 1960er Jahren hatten wir einen Bildungsnotstand, und es war eine große Leistung, wie damals die Hochschulen ausgebaut worden sind. Man hat geklotzt für die Bildung. Vielleicht braucht unsere Gesellschaft das alle 50Jahre.

Piper: Jede richtige Universität ist immer auch eine Forschungsuniversität. Das gilt auch für Düsseldorf. Viele der tollsten Ideen kommen von jungen Wissenschaftlern. Das werden wir für die Exzellenzinitiative nutzen.

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