Interview mit Mirjam Dietz: Pariser Chic bald auf der Igedo

Mirjam Dietz ist zurück und soll jetzt die Modemesse umkrempeln. Sie will mehr Qualität, mehr Internationalität, mehr Neues.

Düsseldorf. Frau Dietz, Sie haben Ihren neuen Job als Executive Director Fashion bei der Igedo am 1. März angetreten. Was haben Sie bisher gemacht?

Mirjam Dietz: Ich war unterwegs. Gestern Abend bin ich aus Paris wiedergekommen, davor war ich in München. Ich habe mich mit vielen Menschen - Herstellern, Einkäufern, Agenturen - getroffen, intensiv über den Markt gesprochen. Denn letztlich muss man ja mit dem Markt ein Konzept für die Modemesse erarbeiten. Das kann ich nicht im Büro.

Haben Sie denn schon Vorstellungen?

Dietz: Natürlich. Wir wollen die Messe mit starken Eckpfeilern wieder nach vorne bringen. Das Konzept wollen wir jetzt festzurren - und Anfang April können wir dann Konkretes sagen.

Heißt das: zurück zu altem Glanz?

Dietz: Zu neuem Glanz. Die größte Modemesse weltweit veranstalten zu wollen ist vermessen - und nicht mehr zeitgerecht.

Also nicht mehr große Massenmesse, sondern kleine feine Trendschau?

Dietz: Das geht auch nicht, das würde dem deutschen Markt überhaupt nicht gerecht. Unsere Messe steht ja für den Facheinzelhandel. Der ist in Deutschland viel stärker als etwa in England oder Frankreich. Auf diesen gibt es einen klaren Fokus und ihn müssen wir bedienen. Schritt für Schritt wollen wir dem Einkäufer, der Top-Labels sucht, genauso etwas bieten wie dem, der günstigere Basics sucht. Aber alles sehr wertig.

Also erteilen Sie wenn nötig Ausstellern Absagen, wenn die Wertigkeit nicht stimmt?

Dietz: Wenn es sein muss: ja. Eine starke Messe hat nichts mit Größe zu tun, sondern mit Qualität.

Besucher der Messe haben in der Vergangenheit gefordert: mehr Trends! Wird die Modemesse wieder mehr Trends bieten?

Dietz: Sie muss! Das ist der Anspruch, den eine solche Veranstaltung haben muss. Eine Leitfunktion. Dem vorgreifen, was draußen passieren könnte.

Und wie?

Dietz: Für mich spielt da das Ausland eine große Rolle. Deutschland ist der größte Absatzmarkt für Mode - trotz Krise. Ich habe in Paris viele Hersteller getroffen, die auf den deutschen Markt wollen. Wir möchten diesen Designern eine Plattform bieten, um den Markt erstmalig zu betreten.

Und wenn sie dann etabliert sind, mieten sie einen Showroom und sind weg von der Messe ...

Dietz: Aber dann haben sie ihren deutschen Showroom in Düsseldorf. Das ist doch wunderbar. An uns ist es dann, für die Messe kreativen Nachschub zu suchen.

Sie haben lange Showrooms beraten, etwa das Düsseldorfer Fashion Square. Werden Sie den ewigen Streit zwischen Messe und Showrooms beenden?

Dietz: Ich will Menschen wieder an einen Tisch bringen. Es kann am Standort nur gemeinsam nach vorne gehen.

Eine friedliche Koexistenz schwebt Ihnen also auch nicht vor?

Dietz: Nein, eine aktive Kooperation. Auch eine heterogene Showroom-Landschaft stärkt einen Standort.

Glauben Sie, dass die Showroom-Betreiber da ebenso offen sind?

Dietz: Der Markt steht vor so großen Veränderungen. Da muss und wird sich auch die Denke verändern.

Aber Sie glauben, dass trotz dieser schwierigen Lage neue Labels für Düsseldorf zu gewinnen sind?

Dietz: Die Modemesse im Februar wurde im Ausland durchaus positiv besprochen. Insofern fange ich nicht bei Null an. Aber ich werde viel reisen: Ich brauche Multiplikatoren, die in den jeweiligen Ländern weitertragen, dass sich in Düsseldorf etwas tut. Und wenn die internationalen Besucher wieder kommen, haben wir auch kein Problem, große Labels auf die Messe zu holen.

Sie haben bis 2004 schon 13 Jahre bei der Igedo gearbeitet, dann den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Warum kommen Sie in so unerfreulichen Zeiten wieder?

Dietz: Ausschlaggebend war sicher der Faktor Philipp Kronen. Er bringt wirtschaftliches Denken mit - und wir haben in vielem ähnliche Ansätze.

Sie sind damals im Streit gegangen. Weil Sie angeblich gegen eine Wettbewerbsklausel verstoßen haben, ging es sogar vor Gericht. Sind Sie dennoch gern wieder da?

Dietz: Das war schade damals - aber ich schaue nicht zurück. Ich sehe großes Potenzial für die Zukunft: Die Messe in Düsseldorf ist enorm wichtig für die Branche, das weiß jeder. Wäre das nicht so, hätte ich den Job auch gar nicht angenommen.

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