Schulen Gewerkschaft prangert Lehrermangel an: „Lage in Düsseldorf ist mehr oder weniger katastrophal“

Düsseldorf · In Düsseldorf fehlen aktuell über 100 Lehrer. Besonders betroffen sind Grund- und Förderschulen. Überall Mangelware sind Naturwissenschaftler.

An weiterführenden Schulen mangelt es vor allem an Lehrern in den „Mint“-Fächern.

An weiterführenden Schulen mangelt es vor allem an Lehrern in den „Mint“-Fächern.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Wie viele Lehrerstellen genau in Düsseldorf aktuell nicht besetzt sind, weiß auch die Gewerkschaft GEW nicht, da jede Schulform da eigene Erhebungen macht. Klar ist, dass es mehr als 100 sind: „Die Lage ist mehr oder weniger katastrophal“, sagt Sylvia Burkert, die Vorsitzende im Stadtverband der Lehrergewerkschaft. „Mehr“ betrifft der Lehrermangel Grund- und Förderschulen, insgesamt aber besonders Schulen, an denen neuen Konzepte erprobt werden wie die Inklusion.

„Die Landesregierung muss den Lehrerberuf einfach attraktiver machen“, findet Sebastian Krebs, vom Landesvorstand der GEW in Nordrhein-Westfalen. Und dazu gehörten: Finanzielle Anreize, sprich höhere Entgeltstufen; mehr Wertschätzung und Entlastung, sprich eine Reduzierung des Deputats an Unterrichtsstunden.

Die größten Schwierigkeiten qualifizierte neue Lehrer mit dem ersten und zweiten Staatsexamen zu finden, haben die Grundschulen. Unter den aktuell 210 „Vertretungskräften“, die für Lehrer im Mutterschutz oder in Elternzeit (oder Langzeiterkrankte) einspringen, sind gerade einmal drei (!) mit voller Lehrerausbildung. Der große Rest sind Studenten, aber auch Pysiotherapeuten, Musikpädagogen oder Rentner, klagt die GEW. Sie fordert, den Beruf Grundschullehrer deutlich attraktiver zu machen, heißt vor allem: besser zu bezahlen. Verlangt wird sogar eine Anpassung an die Gehälter der Lehrer an Gymnasien: „Gleiche Bezahlung für gleiche Leistung“, sagt Holger Thrien von der Fachgruppe Grundschule bei der GEW und verweist auf eine angeblich „gleiche Ausbildung“. Dass die Lehrer der Sekundarstufe II dann ihrerseits sofort eine höhere Gehaltsstufe verlangen dürften, liegt angesichts der fachlich deutlich komplexeren Unterrichtsvorbereitung und des bei weitem höheren Korrekturaufwandes bei Klausuren auf der Hand.

Freilich ist der Lehrermangel an Gymnasien noch relativ moderat, eine Ausnahme sind die „Mint“-Fächer, also insbesondere Mathe, Informatik oder Physik. Zum Teil schreiben Gymnasien Stellen in diesen Disziplinen gar nicht mehr aus, weil sie sicher sind, dass es ohnehin keine Bewerber gibt. Bevor man gar keinen Lehrer kriegt, nimmt man lieber einen mit Geschichte oder Erdkunde, obwohl es an denen nicht mangelt.

Stärker betroffen sind die Realschulen, die „Schulform mit der schlechtesten Lehrer-Schüler-Relation in Düsseldorf“, so Anne Rödel (GEW). Auch sie möchte eine höhere Besoldungsstufe (A13 statt A12) für die Realschullehrer und eine Reduzierung der Unterrichtsstundenzahl (28). Bei den zwölf Förderschulen in der Landeshauptstadt sind derzeit 24 Stellen nicht besetzt, an den nur noch acht Hauptschulen sind es knapp 20.

Insgesamt gibt es beim Lehrermangel ein Nord-Süd-Gefälle in der Stadt. In den sozial stärkeren Stadtteilen im Norden, aber auch im Linksrheinischen fehlen signifikant weniger Lehrkräfte als in sozial belasteteren Vierteln im Süden. Auch diesem Phänomen müsse man mit Anreizen begegnen, meint Sebastian Krebs: „Denkbar wären besondere Prämien für Lehrer, die an solche Schulstandorte gehen.“

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