In 90 Minuten zum Monster

Die angehende Maskenbildnerin Isabell Gredig hofft am Sonntag auf den Titel bei den Meisterschaften für Maskenbildner.

In 90 Minuten zum Monster
Foto: Melanie Zanin

So langsam aber sicher nimmt das Bauchgrummeln bei Isabell Gredig zu. Denn am Sonntag zählen für die angehende Maskenbildnerin nur noch Monster, Zombies und andere Ungeheuer. Dann geht es auf der Beauty Messe in Düsseldorf um den Titel der Deutsche Meisterschaft für Maskenbildner in Ausbildung. In diesem Jahr sollen die Teilnehmer eine effektvolle Maske zum Thema „Monster“ erstellen. Isabell Gredig von der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg gehört zu den engagierten deutschen Auszubildenden aus Opernhäusern, Theatern und Maskenbildnerschulen, die sich für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert haben.

„Beworben habe ich mich mit einer Skizze und einem Anfertigungsprotokoll und dann hat die Jury mich aus etwa 50 Bewerbungen für das Finale ausgesucht“, erklärt Isabell. Seit drei Monaten bereitet sie sich gewissenhaft vor. „90 Minuten habe ich Zeit. Das Gesicht muss zu etwa zwei Dritteln geschminkt werden. Außerdem müssen noch die Haare gemacht werden.“ Ihr Model ist übrigens ihr Arbeitskollege Felix Gincel. Aus dem Beleuchter wird sie ein furchterregendes Monster machen.

Das Maskenbildnerin ihr Traumberuf ist, hat sie vor vielen Jahren bei einem Schüler-Praktikum im Krefelder Theater gemerkt. „Die Kostüme, die Masken, die Schauspieler. Das hat mich alles so sehr fasziniert.“ Nach ihrem Abitur hat sie dann wieder einige Praktika absolviert. „Es ist sehr schwierig, in diesem Job eine Ausbildungsstelle zu bekommen. Es gibt jede Menge Bewerber.“ Mehr als 100 junge Leute hoffen jedes Jahr, einen der begehrten Ausbildungsplätze zu bekommen. Computer spielen in ihrem Job kaum eine Rolle. „Alles learning by doing. Die 3D-Drucker kommen zwar langsam auf, aber es fehlt ihnen noch an Genauigkeit.“

Ihr Spezialgebiet sind historische Frisuren. Die Tipps holt sie sich in alten Büchern. „Außerdem modelliere ich gerne Nasen und ganze Masken.“ Sie liebt ihren Job, weil er so unglaublich vielfältig ist. „Man muss man sehr kreativ und handwerklich ziemlich geschickt sein.“

Um einen Menschen zu verwandeln, bestimmt sie erst einmal den Hauttyp. Augenschatten, Knochenbau und Tränensäcke sind für sie ein wichtiges Kriterium. „Es ist sicherlich leichter, aus einem älteren Mann mit eingefallenem Gesicht ein Monster zu machen, als aus einem kleinen süßen Mädchen.“

An Karneval und Halloween herrscht in der Küche der Auszubildenden Hochkonjunktur. „Da kommen immer alle meine Freundinnen vorbei und wollen von mir geschminkt werden.“ In diesem Jahr ist sie am Rosenmontag allerdings ausgefallen, denn an diesem Tag hat sie ihre Zwischenprüfung in Hamburg erfolgreich bestanden. Natürlich hofft sie, am Sonntag ganz oben auf dem Siegertreppchen zu stehen. „Aber man muss auch ein kleines bisschen Glück haben und den Geschmack der Jury treffen.“

Am 31. August 2019 endet ihre Ausbildung. Was sie dann machen möchte, steht noch in den Sternen. „Ich bin da noch in der Findungsphase. Aber später würde ich doch gerne mal zum Film gehen. Mal sehen, ob irgendwo eine Stelle frei ist oder eine Anfrage kommt. Der Markt ist übersichtlich und es kommt auch auf gute Kontakte an. Ich würde aber auch gerne hier im Haus bleiben.“ Aber sie fügt sofort hinzu: „Aber nicht bis zur Rente.“

Die Meisterschaft am Sonntag ist natürlich die beste Gelegenheit, seine Visitenkarte abzugeben. „Auf dieser Messe laufen viele Leute rum, die Maskenbildner suchen und einstellen.“

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