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Immobilien in Düsseldorf: Worringer Platz bekommt WG-Haus

Worringer Patz bekommt ein WG-Haus : Vom Drogen-Hotspot zum hippen Wohnort

Der Worringer Platz hat Potenzial, sagen zwei Düsseldorfer Unternehmer. In einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert entwickeln sie ein modernes WG-Haus, das generationsübergreifend Menschen zusammenbringen soll.

Seit geraumer Zeit ist die Schaufensterfassade des Gebäudes am Worringer Platz 20 schwarz. Nur wenige weiße Buchstaben auf der Klebefolie geben einen Hinweis darauf, was dort passiert: „Hier entsteht das wahrscheinlich coolste WG-Haus Deutschlands.“ Ausgerechnet an einem Ort der Stadt, der bekannt ist für seine Drogen- und Wohnungslosenszene – warum?

„Genau deswegen“, sagt Max Salamon. Während andere nur Probleme sehen würden, sehe er Chancen. Gemeinsam mit Andreas Knapp, Geschäftsführer von Küss den Frosch, führt er durch das Gebäude, das Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Das Ladenlokal im Erdgeschoss war früher ein Hut- und Schirmgeschäft, in den drei Etagen darüber wohnten die frühere Hauseigentümerin und Mieter. Bald sollen hier 14 Menschen in einer modernen Community gemeinsam auf 380 Quadratmeter zusammenleben.

Salamon und Knapp haben eine klare Vision vor Augen: „Wir wollen Wohnkonzepte anders denken“, sagt Salamon. „Es ist nicht notwendig, dass jeder in der Stadt 45, 50, 60 Quadratmeter für sich alleine hat.“ Unten kommt die offene Küche hin, dazu ein großer Gemeinschaftsbereich, der sich hinten zum Garten hinaus erstreckt. Oben sollen die Schlafzimmer liegen – alle zwischen zehn und 24 Quadratmeter groß –, dazu je zwei Badezimmer pro Etage. Außerdem bestehen bereits zwei Balkone, eine neue Dachterrasse soll folgen.

Wenn man Salamon und Knapp über die schmalen Treppenstufen immer höher und höher folgt, kann man gar nicht anders, als zu sehen, was sie sehen: Ein bezauberndes, altes Haus mit viel Geschichte und jeder Menge Potenzial. An den Wänden hängen Tapeten aus unterschiedlichsten Jahrzehnten, teils ausgeblichen und mit Eselsohren und Rissen; teils so gut erhalten, als seien sie gestern erst angebracht worden. Im Treppenhaus führen breite Türen mit Eisblütenglas, die jedem Vintage-Fan den Atem rauben würden, in die einzelnen Etagen. Auf jeder Zwischenetage liegt eine winzige Toilette – wer hier WG-Partys schmeißt, muss sich um ausreichend stille Örtchen keine Sorgen machen.

Den natürlichen Charme des Inneren, der sich über Jahrzehnte angelebt und angeklebt hat, wollen Salamon und Knapp erhalten. Die Tapeten sollen versiegelt werden, die Fenster aufbereitet, einen Großteil der vorherigen Möbel haben sie eingelagert. „Was wir wiederverwenden können, behalten wir“, sagen die beiden.

Nachhaltigkeit und modernes Wohnen im aufpolierten Altbau. Die Idee kommt nicht von irgendwo: Max Salamon ist gelernter Designer und entwickelt mit seinem Unternehmen The Colony moderne Wohnkonzepte. Dabei lege er Wert auf die Umsetzung ökosozialer Projekte. „Wir haben einen klaren Fokus auf die Mitte der Gesellschaft, wollen einen modernen, gesunden, nachhaltigen Lifestyle und bezahlbares Wohnen ermöglichen.“

Auch von den künftigen Mietern haben die beiden eine klare Vorstellung: Das WG-Haus soll alle Altersgruppen ansprechen, denn dort sollen Menschen generationsübergreifend zusammenkommen und -leben. „Neue Leute sollen direkt Anschluss finden können“, sagt Knapp. Salamon weiß: „Je weiter du vom Studenten-Dasein entfernt bist, desto schwieriger wird es, neue Menschen in Städten kennenzulernen.“ Im WG-Haus am Worringer Platz soll das anders laufen: „Man kommt in eine bestehende Community, weiß sofort, in welche Bars man abends gehen sollte, kocht zusammen – aber alles ohne Zwang“, sagt Knapp. Die beiden Unternehmer planen eine Mischung aus kurz- und langfristigen Vermietungen. „Manche gehen vielleicht nach einigen Monaten wieder, andere bleiben zwei, drei Jahre. Dann wird es eine gute Mischung aus alten Hasen und jungen Neuen geben.“ Auch kleine Gästezimmer sollen eingerichtet werden – falls einmal die Eltern zu Besuch kommen.

Nicht nur für das Innere des alten Hauses gibt es große Pläne, schon die Fassade zum Worringer Platz hin soll ein Hingucker werden: Von unten bis oben begrünt, mit einer einladenden Markise. Die große Glasfront des Schaufensters soll bleiben und eine Offenheit zum Platz hin schaffen. „So ein Haus erwartet man nicht unbedingt am Worringer Platz“, sagt Salamon. „Wir wollten beweisen, dass das auch hier geht und dass es völlig egal ist, wo man in der Stadt wohnt.“ Zudem biete der Platz eine ideale Anbindung durch den nahe gelegenen Bahnhof und zur fußläufig entfernten Altstadt.

Knapp sieht viele Chancen für den Platz: „Ich glaube, man kann das Problem mit den Menschen, das man hier hat, einfach lösen, indem man ihnen Orte gibt.“

Wann genau die ersten Mieter in das WG-Haus einziehen können und wie teuer die Zimmer vermietet werden, steht übrigens noch nicht fest. Eine Baugenehmigung haben die beiden Männer bereits, nun muss das Gebäude vollständig saniert werden – mit neuen Heizungen, Leitungen, Abwasserwegen und allem, was sonst noch dazugehört. Aktuell gehen sie davon aus, rund zwei Millionen Euro in das Projekt zu stecken.